Die Revolte der CS-Investmentbanker in New York gegen Konzernchef Tidjane Thiam lässt sich anhand einer Statistik gut begründen.
Es ist eine mehr oder minder offene Rebellion: Zum wiederholten Mal haben Investmentbanker der Credit Suisse (CS) in New York eine Plattform gefunden, um ihren Chef Tidjane Thiam öffentlich zu desavouieren; jüngst im «Wall Street Journal» und nun in der «New York Times».
Thiam habe in der Investmentbank ein Chaos veranstaltet, lautet einer der Vorwürfe. Er habe wegen seiner drastischen Rückbau-Massnahmen sämtlichen Rückhalt bei der Belegschaft verloren.
Nackte Zahlen
Diese anonym kolportierten Anwürfe sind wohl kaum Ausdruck einer Handvoll frustrierter Banker. Denn die nackten Zahlen für die Performance in der Investmentbank markieren einen breiten Niedergang des Hauses an der renommierten New Yorker Adresse 11 Madison Avenue.
Die so genannten League Tables von «Bloomberg», ein quartalsweise erstelltes Ranking über die Performances der führenden Investmentbanken in den einzelnen Geschäftskategorien sind für die CS alles andere als ein Ruhmesblatt.
Verluste an breiter Front
Sie zeigen zweierlei: Einerseits den von Thiam verordneten Rückbau, der sich insbesondere im Fixed-Income-Bereich durchwegs in Marktanteils-Verlusten nun manifestiert. Andererseits spiegeln sie auch einen Niedergang. Denn die CS verliert insbesondere im wichtigsten Investmentbanking-Markt USA dramatisch an Boden.
League Tables Erstes Quartal 2016
Dramatisch ist, dass im ersten Quartal 2016 keine andere Bank so viele Positionen eingebüsst und dermassen hohe Marktanteile verloren hat wie die CS. Dies ist sicherlich auch eine direkte Folge der im Verlaufe des ersten Quartales verordneten Abbau-Massnahmen und der deutlich verringerten Kapitalzuteilungen für die Investmentbank-Sparte Global Markets.
Wettbewerbsfähigkeit schwindet
Doch spricht die Statistik vor allem für eine Einbusse an Wettbewerbsfähigkeit. Es scheint, als ob die einst mächtige Handels- und Produkteeinheit der CS-Investmentbank in einen Teufelskreis geraten ist: Der Rück- und Abbau von Geschäften lässt die Erlöse schneller schmelzen als die Kostenbasis, was weitere Sparmassnahmen nach sich zieht.
Was diese Abwärtsspirale in den Köpfen der Investmentbanker auslöst, lässt sich anhand der Medienberichte herauslesen: Groll und Frustration. Groll, weil Thiams Vorgehen in New York tatsächlich unüberlegt und ungestüm anmutet. Frustration, weil die Banker realisieren müssen, dass sie in der neuen CS-Strategie keine tragende Rolle mehr spielen.