Vor kurzem beschlossen zahlreiche Schweizer Banken, ihre Kundenberater nach einheitlichem Standard auszubilden. Wie Recherchen von finews.ch zeigen, gehen die Pläne bereits viel weiter.

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Am kleinräumigen Schweizer Finanzplatz kennt jeder jeden. Dennoch sind grossangelegte Kooperationen zwischen Banken eine Seltenheit. Umso mehr musste deshalb überraschen, dass zahlreiche Institute nun in der Ausbildung ihrer Frontleute zusammenspannen wollen.

Wie auch finews.ch jüngst vermeldete, haben sich neun Schweizer Banken auf einen gemeinsamen, staatlich akkreditierten Zertifizierungsstandard für Kundenberater geeinigt. Dazu gehören die beiden grössten Schweizer Institute UBS und Credit Suisse (CS) sowie die Kantonalbanken der Stände Tessin, Freiburg, Genf, Jura, Wallis, Neuenburg und der Waadt.

«Kein Bruch»

Damit wollen die Banken «vergleichbare Massstäbe für die Kompetenz und das Know-how» der Mitarbeitenden im Wealth Management sowie im Retail- und Firmenkundengeschäft sichern. Die neue, von der unabhängigen Prüfstellen Swiss Association for Quality (SAQ) durchgeführte Zertifizierung soll nicht nur allgemeines Fachwissen, Verhaltensregeln und bankenspezifische Inhalte abdecken, sondern auch deren Anwendung in der Beratung.

Der neue Standard beruht dabei auf einer Vorlage der UBS. Umso mehr müsse es erstaunen, schrieb finews.ch, dass sich die Erzrivalin CS der Initiative ebenfalls angeschlossen habe – zuungunsten der eigenen Kundenberater-Zertifizierung, welche die Grossbank bereits 2009 eingeleitet habe.

Bei der CS sieht man darin allerdings keinen «Bruch mit der Praxis», wie die Bank gegenüber finews.ch betonte. «Der neue Standard entspricht prozessual vollumfänglich der bei der CS eingeführten Zertifizierung. Im fachspezifischen Wissen haben die Institute eine hohe Übereinstimmung von rund 80 Prozent», sagte Gerold Andenmatten, Teamleiter Talent Development bei Credit Suisse Schweiz (Bild unten).

Gerold Andenmatten 500

Auslagerung im Gespräch

Die CS, die seit dem Jahr 2010 rund 3‘000 Kundenberater im Wealth Management durch den Zertifizierungs-Prozess geschickt hat, sieht im neuen Standard gar eine Gelegenheit, ihre Erfahrung in der Ausbildung in den gemeinsam weiterentwickelten Marktstandard einfliessen zu lassen.

Andenmatten zufolge hören die Planungsarbeiten bei der gemeinsamen Zertifizierung aber damit nicht auf. «Eine Auslagerung der generischen Ausbildungs-Bereiche – etwa Fachwissen zu Märkten und Produkten – an einen spezialisierten Ausbildungsgang ist unter den Teilnehmern des neuen Zertifizierungs-Programms im Gespräch», sagt der Ausbildungsverantwortliche bei der CS.

Entschieden, gibt Andenmatten zu bedenken, sei aber noch nichts. Im Grunde können sich aber sowohl Banken als auch Ausbildungsanbieter bei der SAQ als Unterauftragsnehmerin akkreditieren lassen, erklärt er. Damit wäre das Rennen um eine schweizweite Ausbildung zum Bankkundenberater eröffnet.

Export nach Asien?

Und das muss nicht nur die hiesigen Bankangestellten interessieren. Denn die Banken könnten durchaus Interesse bekunden, den «Schweizer» Standard zu exportieren.

«Im internationalen Umfeld wie etwa in Asien halten wir an der Zertifizierung der Kundenberater nach lokalen Standards fest», so Andenmatten. Allerdings: «Es wäre auch hier denkbar, in Zusammenarbeit mit den lokalen Regulatoren einen internationalen Standard zu etablieren.»