Michel Comte, weltweit bekannt für seine Modeshootings und Porträtfotografie, präsentiert zum ersten Mal eine ortsspezifische Kunstintervention im Aussenraum. Die Verbindung zur japanischen Kultur spielt bei CLEARINGS eine zentrale Rolle.
Gemeinsam mit dem japanischen Architekten Yuichi Kodai entstand das Werk CLEARINGS im Röhrenmoos-Wald bei Dietikon bei Zürich. Mit diesem mehrteiligen Kunstprojekt im Rahmen von ART FLOW setzt sich Michel Comte mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Beziehung zwischen Mensch und Natur auseinander.
Michel Comte ist ein Schweizer Fotograf und Künstler von Weltrang. Er hat Fotoprojekte für Museen und Galerien realisiert, arbeitet aber auch als Reporter für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Heute bearbeitet er insbesondere das Thema Klimawandel und Gletscherschmelze. Er hatte grosse Solo-Ausstellungen im Maxxi-Museum in Rom, an der Triennale in Mailand (2017), in der Galerie Urs Meile in Bejing sowie in der Galerie Dirmiart in Istanbul. Er lebt mit seiner Frau Ayako Yoshida in Zürich.
Am Puls des Waldes
Der Bezug zur japanischen Kultur spielt bei diesem Werk eine zentrale Rolle. In der japanischen Tradition werden Lichtungen als «Yorishiro» bezeichnet – heilige Orte, an denen die Stille etwas Sakrales birgt. Comte greift diesen Gedanken auf: Die Lichtungen um die mit Kupferfolie ummantelten Bäume schaffen eine Art Zufluchtsort, der Besucherinnen und Besucher einlädt, den Puls des Waldes zu spüren und sich auf die subtilen Energien des Ortes einzulassen.
Unter der Oberfläche des Waldes entfalten sich leise Energieströme. Mikroorganismen zersetzen organisches Material und setzen dabei Ionen frei, die einen schwachen elektrischen Strom erzeugen. Das Kupfer, ein natürlicher Leiter, interagiert subtil mit diesen unsichtbaren Strömen und weist auf die stillen Wechselwirkungen hin, die die Gesundheit des Waldes erhalten. So entsteht eine Verbindung zwischen Kunst, Natur und den verborgenen Kreisläufen des Lebens.
Einbezug einer Oberstufenklasse
Michel Comte vor einem seiner Portraits von Catherine Deneuve (Bild: Keystone)
Für Comte war es entscheidend, dass CLEARINGS partizipativ gestaltet ist. Deshalb bezog er eine Oberstufenklasse, die R3a der Neuenhofer Schule, in den kreativen Prozess ein. Die Jugendlichen wurden unter der Leitung ihrer Lehrerin Géraldine Eliasson aktiv in die Umsetzung eingebunden. Im Rahmen eines Pilotprojekts, das in zwei Etappen realisiert wurde, halfen sie bei der Reinigung der Bäume und des Bodens sowie beim Umhüllen der Baumstämme mit Kupferfolie. Unterstützt wurden sie dabei von professionellen Baumkletterern.
«Es ist essenziell, dass wir uns bewusst werden, was wir dem Wald antun», erklärt der Künstler. Er betont, dass die Praxis des «Clearings», also der Säuberung des Waldes von Parasitenbefall und invasiven Pflanzen, lange eine gängige Praxis war, heute aber aus Kostengründen vernachlässigt wird und das führt längerfristig zu schwerwiegenden Folgen für die Wälder. Mit CLEARINGS möchte Comte auf diese Problematik aufmerksam machen und ein Bewusstsein für den Schutz der Wälder schaffen.
Offizielle Eröffnung
Im Wald von Röhrenmoos, Dietikon ZH (Bild: Ayako Yoshida)
Die Eröffnung von CLEARINGS findet am Samstag, 30. November, um 15.00 Uhr im Wald von Röhrenmoos Dietikon ZH statt. Der Weg zum Parcours ist von verschiedenen Seiten des Waldes ausgeschildert. Kunst und Tradition im Einklang.
Das Kunstprojekt umfasst zehn Standorte im Röhrenmoos-Wald bei Dietikon, die als Parcours erkundet werden können. Die Installation lädt Besucherinnen und Besucher ein, die Resilienz und stille Verbundenheit des Waldes zu erleben. Es ist ein Ort, an dem «Natur als Garten» und «Garten als Natur» miteinander verschmelzen. Die Installation bietet einen Einblick in die Vitalität der Lebenszyklen unter der Oberfläche und lädt dazu ein, die eigene Beziehung zur Natur zu reflektieren.
ART FLOW ist ein wachsendes Kunstprojekt, das bis 2025 rund zwei Dutzend ortsspezifische Werke für das Limmattal umfasst. Die künstlerischen Interventionen erstrecken sich vom Zürcher Bellevue bis zum Aargauer Wasserschloss und sind öffentlich zugänglich. ART FLOW wird von Christoph Doswald kuratiert und findet im Rahmen der Regionale 2025 statt.