Orchestriert vom Künstler Loris Gréaud wird in diesem Monat eine einzigartige Performance zum ultimativen Kunstgenuss.

Besucher, die im vergangenen Jahr während der Art Basel Paris das Petit Palais besuchten, wurden von einem faszinierenden Spektakel überrascht: Leuchtende Rauchwolken füllten den Garten, Klangskulpturen wurden von Musikern aktiviert, und ein Parfum, das angeblich den Geruch der Milchstraße nachahmte, durchzog die Hallen.

Mit seiner Ausstellung «Les Nuits Corticales» (Kortikale Nächte) bewies der französische Künstler Loris Gréaud sein Talent, das «Unsichtbare einzufangen und es in eine ganzheitliche, kollektive Erfahrung zu verwandeln».

Im ersten Anlauf gescheitert

Um die Ausstellung Mitte Januar 2024 zu beenden, wollte Gréaud ein Konzert der experimentellen Rockgruppe The Residents im Petit Palais veranstalten. Doch zur grossen Enttäuschung des Künstlers musste die Performance abgesagt werden.

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Loris Gréaud (Bild: Grégoire Léon-Dufour für Art Basel)

Dies überraschte nicht allzu sehr, wenn man bedenkt, wie selten die amerikanische Band in der Öffentlichkeit auftritt: Seit ihrer Gründung 1972 in San Francisco hat keines der vier Mitglieder seine Identität preisgegeben oder sein Gesicht gezeigt – sie verstecken sich stets hinter skurrilen Masken.

Diese Geheimniskrämerei hat jedoch nicht verhindert, dass The Residents zu einer Kultband wurden: Das Cover ihres 1979er Albums «Eskimo», auf dem die vier Künstler Zylinder und Frack tragen und ihre Köpfe in riesigen Augapfel-Helmen verstecken – ist längst Teil der Popkultur.

Realität verschleiern

Doch nun wir ihr lang ersehntes Konzert endlich diesem Herbst in Zusammenarbeit mit der Art Basel Paris stattfinden. Sozusagen das zweite Kapitel von Gréauds Projekt, «The Cortical Palace» wird am Freitagabend, 18. Oktober, im Théâtre du Châtelet aufgeführt. Um allen die Teilnahme an dieser Performance zu ermöglichen, werden 1'200 Sitzplätze kostenlos angeboten.

«Kunst ist das ideale Medium, um die Realität zu verschleiern. Gerade dieses Mysterium macht [die Kunst] faszinierend, weil es uns dazu bringt, tiefer zu graben», erklärte Gréaud. Fasziniert von der verborgenen Seite der Welt und gleichzeitig ein großer Liebhaber von Underground-Musik und ehemaliger Flötist, interessierte sich der Pariser Künstler schon während seines Studiums für The Residents. Ihre radikale Haltung wurde schnell zu einem Modell für seine eigene Arbeit.

Neues Stück komponiert

The Residents haben zu diesem ehrgeizigen Projekt beigetragen, indem sie ein etwa zehnminütiges Stück komponierten, für das der Künstler ihnen freie Hand liess.

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Loris Gréaud (Bild: Grégoire Léon-Dufour für Art Basel)

«Entweder ich akzeptiere ihren Vorschlag oder nicht», erklärte Gréaud. «Es gab keinen Raum für Kompromisse. Aber sie sind Profis: Sie haben die ästhetischen Herausforderungen des Projekts sehr gut verstanden.»

Auf der Bühne des Théâtre du Châtelet werden sie nur dieses eine Stück spielen, verborgen hinter neuen Masken – «so etwas wie böse Schneemänner», verrät der Künstler.

Nächste Etappe in Genf

«The Cortical Palace» wird einen Monat später im Musée d’Art et d’Histoire in Genf fortgesetzt, wo Gréaud eine neue Arbeit installieren wird. Darüber hinaus plant der Künstler bereits eine weitere Etappe mit einer Ausstellung im Museum of Contemporary Art Detroit, deren Inhalt noch nicht bekannt ist.