In unserer Rubrik finews.art choice stellen wir Künstlerinnen und Künstler vor, deren Werk wir in Bezug auf Qualität und Marktentwicklung besonders spannend finden. Diese Woche richten wir unser Augenmerk auf das Schaffen von Annick Tonti (1951-2023), bekannt unter ihrem Künstlernamen moholinushk.

Annick Tonti, geboren 1951 in Frankreich, wuchs in einer intellektuellen, multikulturellen Familie auf. Ihr Vater, ein Architekt, inspirierte sie schon früh, sich mit Themen wie Design und Funktionalität auseinanderzusetzen. Obwohl sie zunächst Architektur studierte, wechselte Tonti später zur Sozialanthropologie. Diese Entscheidung führte sie auf zahlreiche Reisen, die ihre tiefe Verbindung zur interkulturellen Kommunikation prägten.

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moholinushk, Guggenheim Museum, 2024 (Bild: moholinushk archive )

Zwischen Diplomatie, Ethnologie und Kunst.

Tonti, die fliessend Französisch, Deutsch, Englisch und Spanisch sprach, beherrschte zudem Arabisch und Bengali. Ihre Arbeit als Diplomatin und Ethnologin führte sie in Länder wie Indien, Burma, China und Nepal, wo sie Brücken zwischen den Kulturen baute. Besonders im Nahen Osten, wo sie als Leiterin des Liaison Office bei der palästinensischen Autonomiebehörde tätig war, hinterliess sie als Pionierin bleibende Spuren. Später unterrichtete sie interkulturelle Kommunikation an den Universitäten in Lugano und Luzern.

Erst in den letzten acht Jahren ihres Lebens widmete sich Tonti ganz der Kunst und schuf unter dem Namen moholinushk ein verdichtetes künstlerisches Werk, das stark von ihren Erfahrungen im ethnologischen und diplomatischen Bereich geprägt ist.

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Annick Tonti in ihrem Atelier (Bild: Matti Weinberg)

Die subtile Dynamik von moholinushk

Was Tontis Kunst so besonders macht, ist die klare Konzentration auf Form und Bewegung. Sie schaffte es, durch minimalistische geometrische Kompositionen eine subtile Spannung zu erzeugen, die sich erst bei genauerer Betrachtung entfaltet. Ihre Werke wirken auf den ersten Blick ruhig, doch die Bewegungen innerhalb der Linien und Formen lassen eine innere Dynamik erahnen.

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moholinushk, Snow 1, 2024 (Bild: moholinushk archive )

Wechselspiel zwischen Form und Farbe

Ihre Arbeiten basieren auf einem Wechselspiel zwischen Annäherung und Distanz, wobei sie sparsam Farbe einsetzte, um die Interaktion der Formen noch deutlicher hervorzuheben. Titel wie «Visions of Japan» und «Separation» verdeutlichen, dass es Tonti immer um Entwicklung und Prozesse ging, sei es auf einer persönlichen oder universellen Ebene.

Künstlerische Inspiration: Bauhaus und Moholy-Nagy

Der Künstlername moholinushk ist eine Hommage an den Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy, dessen Werk sie stark beeinflusste. Tonti nutzte die klaren Linien und geometrischen Formen, um Themen wie Balance und Transformation zu erkunden. Ihre Formensprache ist dabei eine bewusste Anlehnung an die Bauhaus-Ästhetik, in der Kunst, Design und Architektur miteinander verschmelzen.

«Meine Arbeit dreht sich um die heilende Kraft der direkten Begegnung mit einem Ort», sagte Tonti über ihre Kunst. Diese Aussage spiegelt ihre Überzeugung wider, dass Kunst eine transformative Wirkung auf den Betrachter haben kann – ein zentraler Gedanke, der sich in der minimalistischen Klarheit ihrer Werke manifestiert.

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moholinushk, My eyes are jealous of my heart (..), 2024  (Bild: moholinushk archive )

Limitierte Edition und Ausstellung

Von Tonti gibt es insgesamt nur 163 Werke. In der aktuellen Ausstellung in der Galerie Stephan Witschi in Zürich wird ab 16. Oktober 2024 eine Auswahl von 71 Arbeiten in einer Edition von 20 präsentiert. Interessierte Sammler haben die seltene Gelegenheit, ungerahmte Blätter für je 1'000 Franken zu erwerben.


Annick Tonti wurde 1951 in Frankreich geboren und widmete ihr Leben zunächst der Entwicklungsökonomie und Diplomatie, später der interkulturellen Kommunikation. Als Leiterin des Liaison Office bei der palästinensischen Autonomiebehörde spielte sie eine zentrale Rolle in der politischen und kulturellen Vernetzung zwischen den Kulturen. Sie unterrichtete unter anderem in Havanna und setzte sich weltweit für den Dialog zwischen den Kulturen ein. In den letzten Jahren ihres Lebens wandte sie sich der Kunst zu und schuf unter dem Namen moholinushk ein bedeutendes, wenn auch kurzes Oeuvre. Annick Tonti verstarb 2023 nach kurzer Krankheit.

Die Ausstellung ist bis 2. November 2024 in der Galerie Stephan Witschi zu sehen.