Sechs Megatrends, die unsere Zukunft prägen, stehen im Fokus der NEXT-Initiative der Bank Julius Bär. Kunst macht diese Entwicklungen greifbar. Larissa Alghisi Rubner, Chief Communication Officer, erklärt im Gespräch mit finews.art, wie Visionen und Innovationen durch Künstler wie Refik Anadol lebendig werden.


Larissa Alghisi Rubner, können Sie uns einen Überblick über die NEXT-Initiative bei Julius Bär geben? Was war die Inspiration dahinter?

Die NEXT-Initiative ist aus unserem thematischen Investment-Ansatz «NEXT GEN» entstanden, der sich auf sechs globale Megatrends konzentriert, die die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft prägen werden. Diese Megatrends sind: Digital Disruption, Future Cities, Energy Transition, Feeding the World, Rising Asia und Shifting Lifestyles.

«Kunst kann helfen, abstrakte und schwer verständliche Themen zugänglich zu machen»

Bei der NEXT-GEN-Philosophie geht es darum, die strukturellen Veränderungen zu verstehen, welche diese Trends auslösen und welche aktuellen Opportunitäten damit heute für Anleger entstehen – ohne dass unsere Kundinnen und Kunden dem nächsten Hype nachrennen müssen.

Welche Rolle spielt Kunst in diesem Kontext?

Kunst hat bei Julius Bär eine lange Tradition. Die Familie Bär selbst hat Künstler in ihren Reihen. In meinem Büro stehen zum Beispiel zwei Skulpturen von Künstlern der Familie, und aus dieser DNA ist mittlerweile eine hochkarätige, sehr professionell geführte Sammlung zeitgenössischer Schweizer Kunst unter der Leitung von Barbara Staubli entstanden. Es war daher eine ganz natürliche Entscheidung, Kunst als Brücke zu Megatrends zu nutzen.

Diese Themen sind abstrakt und schwer greifbar, aber Kunst kann helfen, sie emotional und visuell zugänglich – ja fast poetisch - zu machen.
Um diesen Anspruch zu erfüllen, arbeiten wir bei der NEXT-Initiative mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die an der Schnittstelle von Technologie und Wissenschaft agieren.

Refik Anadol, Glacier Dreams, 2023, Projektion auf die Fassade des ArtScience Museum Singapur (Bild: RAS) 

Sie haben für die Initiative ein Kunstwerk von Refik Anadol erworben, der für seine innovativen, datengesteuerten Kunstwerke bekannt ist. Wie sind Sie auf ihn aufmerksam geworden und warum fiel die Wahl auf ihn für dieses Projekt?

Unsere Zusammenarbeit mit Refik Anadol kam über die Serpentine Gallery und den Kurator Hans-Ulrich Obrist zustande. Anadol war die perfekte Wahl, um unsere Vorstellungen für unsere Initiative zu erfüllen. Seine Werke, die Daten nutzen, um Naturphänomene neu zu interpretieren, passen hervorragend zu Themen wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz, an denen kein Investor vorbeikommt.

Welche zukünftigen Projekte können wir im Rahmen der NEXT-Initiative erwarten?

Neben Anadol haben wir kürzlich mit der Künstlerin Krista Kim zusammengearbeitet, die bei der Art Dubai für uns ein immersives Kunstwerk geschaffen hat. Ihr Ansatz, Technologie und Kunst zu verbinden, war anders als der von Anadol, aber genauso faszinierend. Ziel ist es, in Zukunft mit weiteren Künstlern verschiedener Bereiche zusammenzuarbeiten, die ähnliche innovative Ansätze verfolgen.

Ein Beispiel ist der Künstler Julien Charrière, dessen Werk sich ebenfalls mit Umwelt- und Zukunftsthemen auseinandersetzt. Zusammen mit der innovativen Kuratorenplattform VIVarts werden wir ebenfalls unter dem Label NEXT eine Immersive Installation von ihm an der diesjährigen Kunstmesse Frieze in London zeigen.

Wie tragen solche Kunstprojekte zur Positionierung von Julius Bär als moderne und zukunftsorientierte Bank bei?

Nebst der Übersetzung unseres Next-Generation-Anlageansatzes helfen diese Projekte auch, eine breitere Zielgruppe zu erreichen, insbesondere jüngere Menschen, die sich für Technologie, Wissenschaft und Kunst interessieren. Anadol hat zum Beispiel eine starke Anhängerschaft in der Tech- und Kryptoszene, was uns ermöglicht, neue Zielgruppen anzusprechen.

«Qualität, Kreativität und intellektuelle Tiefe müssen gewahrt bleiben»

Durch solche Kooperationen positionieren wir uns nicht nur als innovative Bank, sondern als eine Institution, die sich aktiv mit den Zukunftsthemen auseinandersetzt.

Sie betonen, wie wichtig Qualität und Kreativität sind. Wie sehen Sie die Rolle der digitalen Kunst in diesem Zusammenhang?

Es ist wichtig, dass Kunst, egal ob digital oder traditionell, einen gewissen Standard hält. Wir dürfen nicht dort enden, dass es wegen Künstlicher Intelligenz nur mittelmässige Inhalte gibt – sei es in der Kunst, in der Literatur oder im Journalismus. Qualität, Kreativität und intellektuelle Tiefe müssen gewahrt bleiben. KI ist ein grossartiges Tool, mit dem wir arbeiten können, aber das heisst nicht, dass alles, was daraus entsteht, automatisch Kunst ist.

«Unsere NEXT Initiative ist Teil unserer Sponsoring-Strategie»

Wenn ich 10'000 Marilyn Monroes von einer KI erstellen lasse, wird das nicht zu einem neuen Andy Warhol. Was wirklich zählt, ist, ob das Werk die Menschen berührt, sie inspiriert und zum Nachdenken anregt. Unsere Verantwortung als Menschheit ist es, sicherzustellen, dass das, was wir erschaffen, von echtem Wert ist und einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

Wie finanziert Julius Bär diese Kunstprojekte?

Unsere NEXT-Initiative ist Teil unserer Sponsoring-Strategie. Diese Projekte sind Investitionen in die Positionierung unserer Marke und in die Erweiterung unseres Horizonts.

Refik Anadol, Glacier Dreams, 2023 (Bild: RAS)

Dabei geht es uns nicht nur um die Förderung von Kunst, sondern auch darum, das Bewusstsein für die globalen Themen zu schärfen, die unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren prägen werden. Ein aktuelles Beispiel ist die Schenkung des Kunstwerks «Glacier Dreams» von Anadol an das Zürcher Kunsthaus

Ab 2025, dem Internationalen Jahr des Gletschers, wird das Werk dauerhaft in den Museumsräumen zu sehen sein und wir hoffen, dass es beim Zürcher Publikum Anklang finden wird.


Larissa Alghisi Rubner ist seit 2017 Chief Communications Officer bei Julius Bär und ist auch verantwortlich für die Markenführung und Sponsoring. Zuvor war sie in Führungspositionen bei GAM und der UBS tätig. Sie hat Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen studiert.