Gemeinsam mit der Swiss Financial Analysts Association lud das Unternehmen Partasio am Dienstag zu einem Anlass ins bekannte Auktionshaus Schuler in Wollishofen. Die Finanzanalysten liessen sich von der Kunst-Begeisterung anstecken, stellten aber auch kritische Fragen.
Gegen 3'000 Finanzexperten in der Schweiz sind Mitglied in der Swiss Financial Analysts Association (SFAA). Sie sind es in ihrem Berufsalltag gewohnt, analytisch mit Finanzprodukten umzugehen und Portfolios nach dem aktuellen Wissensstand der Finanzwirtschaft zu konstruieren.
Aussergewöhnlich war somit die Affiche eines Anlasses, den die SFAA am vergangenen Dienstag gemeinsam mit Partasio, einem Start-up für Kunst-Investments, im renommierten Auktionshaus Schuler in Zürich-Wollishofen durchgeführt hat.
Rund 40 Zuhörer
Eingerahmt von den Kunstwerken von Schuler Auktionen liessen sich die rund 40 zu dem Event erschienenen SFAA-Mitglieder von den Partasio-Gründern Pascal Schneidinger und Jonathan Levy in die Kunst des Investierens in Kunstwerke einführen. Schneidinger absolvierte vor seinem unternehmerischen Exkurs in den Kunstmarkt eine erfolgreiche Karriere in der Finanzindustrie, Levy desselben in der Kunstwelt.
Gleich zu Beginn rückte Marianne Bonato von der SFAA-Geschäftsstelle die zentralen Unterschiede zu normalen Portfolios und Kunst-Investments ins Bewusstsein des Publikums: Bei den allermeisten Finanzinvestitionen hat man es mit verfielfältigbaren Wertpapieren zu tun. Im Gegensatz dazu sind Kunstwerke per Definition Unikate.
Werke im Privatbesitz im Wert von 1,7 Billionen Dollar
Der Markt für Kunstwerke, legte Schneidinger in seinem Input-Referat dar, ist auf der einen Seite sehr umfangreich. Der Wert von Kunstwerken im Privatbesitz wird auf 1,7 Billionen Dollar geschätzt, der jährliche Umsatz liege recht konstant bei circa 65 Milliarden Dollar.
Gleichzeitig sei der Markt aber von grossen Informations-Asymmetrien zwischen den Akteuren (Künstlern, Gallerien, Sammlern, dem allgemeinen Publikum...) gekennzeichnet. Oder, wie er es ausdrückte, es handle sich um den «grössten legalen Insidermarkt der Welt».
Geringe Korrelation mit übrigen Asset-Klassen
Für Investoren interessant, so Schneidinger, sei die Tatsache, dass die Preise für Kunst kaum mit übrigen Asset-Klassen korellieren.
Aber wie investiert man in Kunst? Partasio hat diesbezüglich einen eigenen Investment-Ansatz entwickelt. Über sogenannte Actively Managed Certificates (AMCs) investiert das Unternehmen jeweils in ein diversifiziertes Portfolio von vier bis sechs Kunstwerken. Nach einer Haltezeit von rund fünf Jahren soll ein Werk dann weiterverkauft werden und der Gewinn an die Investoren ausgeschüttet werden, abzüglich einer Performance Fee von 20 Prozent für Partasio.
Nur «Blue Chips» aus der Nachkriegszeit
Partasio investiert ausschliesslich in Kunstwerke der Nachkriegszeit und ausschliesslich in die Werke bekannter, etablierter Künstler. Mitgründer Pascal Schneidinger sprach in diesem Zusammenhang von einer Finanzmarkt-Analogie zu «Blue Chips». Der Kaufpreis bewegt sich in einer Bandbreite von 500'000 Dollar bis 3 Millionen Dollar, wo die Märkte am liquidesten seien.
Und er führte ins Feld, dass Partasio sein Insiderwissen nutze, um Werke aus Privatbesitz zu kaufen, denen man eine bedeutende Werksteigerung zutraue.
Zwei Case Studies
Um die Selektion der Werke und Künstler zu illustrieren, stellte Partasio-Mitgründer Jonathan Levy zwei Künstler im Sinne von Fallstudien vor: den deutschen Günther Förg (1952-2013) und den Amerikaner George Condo (geboren 1957).
Angeregter Austausch: Aperitif bei Schuler Auktionen. (Bild: zVg)
In der abschliessenden Fragerunde zeigten die Teilnehmer ein lebhaftes Interesse für die Kunst-Welt. Einigen war sie bereits vertraut, andere hatten sich als Neulinge in die Grundzüge des Marktes einführen lassen.
Aus Gründen der Diskretion
Dabei wurden durchaus auch kritische Nachfragen gestellt. So wollte ein Teilnehmer wissen, weshalb manche Eigentümer von Kunstwerken bereit sein sollen, Bilder unter dem aktuellen Marktpreis in eine AMC-Struktur hinein zu verkaufen. «Warum der Verkäufer auf einen Teil seines Mehrwertes verzichten soll, leuchtet mir nicht ein.»
Schneidinger antwortete, dass die meisten Verkäufer effektiv als Preismaximierer unterwegs seien. Es gebe aber dann doch genügend Andere, die aus Diskretionsgründen einen Verkauf abseits des öffentlichen Marktes bevorzugten.