Kreisen die Gedanken um Engelberg, dann denkt man eher an Ski- und Outdooraktivitäten als an Kunst. Das ändert sich mit der neuen Ausstellung «Backstage Engelberg». Wer seine Ferien mit Kunst verbinden möchte, kann dies noch bis zum 18. August tun.

Bislang haben rund 7'000 Besucherinnen und Besucher ihre freie Zeit mit einer Kunstwanderung durch den Ort verbracht. Die Ausstellung, die vom Galeristen Peter Kilchmann und der Kuratorin und Kunsthistorikerin Dorothea Strauss ins Leben gerufen wurde, zeigt Kunst an völlig unerwarteten Orten und eröffnet neue Perspektiven.

Dorothea Strauss kuratierte die Ausstellung «Backstage Engelberg» (Bild: Saskja Rosset)

Hinter die Kulisse blicken

Kilchmann, der eine persönliche Vorliebe für Engelberg hat und schon lange zeitgenössische Kunst in die Region bringen wollte, konnte mit Strauss eine international renommierte Kuratorin für dieses Vorhaben gewinnen. Strauss entwickelte die Idee, Kunst dorthin zu bringen, wo man sie am wenigsten erwartet. Sie beschreibt das Konzept als Möglichkeit, «hinter die Kulisse der Wirklichkeit und hinter unsere eigene Fassade zu blicken und mutig auf Entdeckungsreise zu gehen». 

Kunst im Pfisterhuesli, Fabian Marti, Serie: «Hanged Man», 2016. (Bild: Michael Calabrò)

Kunst, wo man sie nicht erwartet

Unter dem Titel «Backstage Engelberg» werden Werke von 53 Künstlerinnen und Künstler aus 17 Nationen an 21 verschiedenen, oft ungewöhnlichen Orten in Engelberg präsentiert. Diese Orte, die das Publikum normalerweise nicht zu Gesicht bekommt, reichen von einem ehemaligen Schlachthaus, einem früheren Schuhmacherhäuschen, über einen historischen Eiskeller bis hin zu einer stillgelegten Kegelbahn.

Diese Ausstellung, die sich mit Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzt, lädt die Besucherinnen und Besucher zu einem Rundgang durch das ganze Dorf ein. «Wer alle Kunstwerke sehen möchte, muss recht viel laufen, fast bis ans Ende der Welt,» so Strauss scherzhaft. Denn so heisst eine bekannte Engelberger Adresse.

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Kurpark Engelberg, Bronzeskulptur «Usagi Greeting» von Leiko Ikemura, 2021 (Bild: E. Sommer)

Carte Blanche für Jungtalent

Die Ausstellung zeigt eine Vielfalt an Kunstformen, darunter Malerei, Installationen, Skulpturen, Fotografien und Medienkunst. Von jungen Talenten bis hin zu etablierten Künstlergrössen wie Daniele Buetti, Leiko Ikemura oder Olaf Nicolai und vielen weiteren, wird das gesamte Spektrum der zeitgenössischen Kunst gezeigt.

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Hotel Terrace: Annelies Štrba (unten) «Koi», 1998 - Daniele Buetti (Wand) «Falling Dogs», 2024 (Bild: Michael Calabrò)

Eines der vielen Highlights ist auch die Arbeit der jungen Künstlerin Johanna Lena Dobrusskin, die gerade erst ihr Studium abgeschlossen hat und nun in Engelberg zum ersten Mal einem internationalem Publikum ihre Werke präsentiert. Strauss entwickelte das Konzept der Ausstellung mit engem Kontextbezug: Sie wählte die Kunstwerke direkt bei den Künstlerinnen und Künstlern aus oder entwickelte sie gemeinsam mit ihnen in Engelberg für die spezifischen Räume.

Auf den Ort bezogene Highlights

Hier einige Beispiele: Die in Zürich lebende Künstlerin Monica Ursina Jäger rückt mit ihrer Installation «Guardian Forest» im Ochsenmatt Gadä das Verhältnis zwischen Mensch und Natur in den Fokus. Ihre Recherchen zum Engelberger Hochtal bildeten die Grundlage für eine poetische Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Schutzwäldern.

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Altes Schuhmacherhäuschen, Olaf Nicolai, «Gateway / Au Ro Ra», 2024, 3 Filme. (Bild: E. Sommer)

Olaf Nicolai schuf eine Video- und Soundarbeit im alten Schuhmacherhäuschen von Emil Waser, das als einzigartige Zeitkapsel fungiert. Zilla Leuteneggers Arbeit «Die Spinnerin« im Tal Museum, das durch die Ausstellung über 2000 Besucher anzog, verbindet Märchen, Fantasie und Legenden.

Der in Marseille lebende Künstler Andriu Deplazes befasste sich mit der Tourismusgeschichte von Engelberg und entführt mit seinen Bildern und Plastiken in eine geheimnisvolle Welt. Anselm Baumann schuf ein faszinierendes Objekt zwischen Vase und Skulptur für die Lobby des Hotel Kempinski Palace. Ekrem Yalçındağ verwandelte die Dorfstrasse mit seinen Fahnen in ein farbiges Meer.

Ein Verein als Finanzierung

Die Ausstellung wird von einer Vielzahl von Unterstützern getragen. Strauss und Kilchmann gründeten hierzu den gemeinnützigen Kulturverein «Backstage Engelberg», um das Projekt zu finanzieren. Zu den grossen Sponsoren zählen die Stiftung Pro Humanitate, die Einwohnergemeinde Engelberg, der Kanton Obwalden, die Engelberg-Titlis Tourismus AG, die Galerie Peter Kilchmann, die Ernst Göhner Stiftung und der Vergabungsfonds der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft​.

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Dach Hotel Spannort, Christian Jankowski, «Luftschloss Engelberg» 2024 (Bild: E.Sommer)

Was passiert nach der Ausstellung?

Nach der Ausstellung gehen die Kunstwerke, bis auf eine Arbeit des Künstlers Christian Jankowski, die von einem Hotel vor Ort angekauft wurde, zurück zu den Künstlerinnen und Künstlern. Obwohl es keine Verkaufsausstellung ist, bietet sie eine interessante Plattform für Kunstinteressierte, aber auch für passionierte Sammlerinnen und Sammmler.

Zukunftsperspektiven

Die Ausstellung fand so reges Interesse, dass die Idee besteht, sie wie eine Biennale oder Triennale regelmässig stattfinden zu lassen. Dies ist jedoch noch Zukunftsmusik, wie Strauss betont.


Die Ausstellung «Backstage Engelberg» geht am 18. August 2024 mit einer Finissage und dem Book Launch des Katalogs im Kurpark Engelberg zu Ende. 
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag, 13.00 bis 17.00 Uhr sowie Samstag und Sonntag, 13.00 -18.00 Uhr.