Seit über 20 Jahren führt Alex Schlesinger seine Galerie in Zürich. Dem heutigen Erfolg ging ein grosses Projekt voraus, das scheiterte. Daraus hat er viel gelernt, wie er im Gespräch mit finews.art verrät. Jetzt könnte ein guter Zeitpunkt sein, ein Werk aus seiner Galerie zu kaufen.  

Alex Schlesinger begann seine berufliche Laufbahn als Sprachlehrer und unterrichtete Französisch und Spanisch in Zürich. Doch neben seinem Beruf entwickelte er eine zweite Berufung: die Kunst. Schon früh vermittelte er seinen Schülerinnen und Schülern die Faszination für Kunst und Kultur, doch das reichte ihm nicht.

Er wollte tiefer in das Management und die Organisation kultureller Projekte eintauchen.

Wie eröffnet man eine Galerie?

Im Jahr 2000 begann Schlesinger ein Studium in Kulturmanagement an der Akademie für Marketing und Kommunikation (SAWI). Das Studium sollte sein Leben verändern. Es entstand auch ein wichtiger Kontakt zur Finanzbranche, als seine Abschlussarbeit zum Kulturabo für Schüler im Kanton Zürich von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) lanciert und finanziert wurde.

Es war eine Zeit des Lernens und Entdeckens, wie er sich im Gespräch mit finews.art erinnert, und in der er sich intensiv mit den Mechanismen und Strukturen des Kunstmarktes auseinandersetzte. «Wie baut man einen Betrieb auf, wie hält man ihn aufrecht?», fragte sich Schlesinger damals. Diese Fragen sollten ihn noch lange beschäftigen.

Renaud Limmatquai 680

Werk von Raphaël Renaud, «Limmatquai», 2023 (Bild: Galerie Schlesinger)

Nach dem Scheitern eines grossen Projekts, das ein Haus jüdischer Kultur in Zürich etablieren sollte, entschloss sich Schlesinger, eine eigene Galerie zu eröffnen. «Manchmal muss eine Tür zugehen, damit eine neue aufgeht», reflektiert er heute. Die Galerie war kein Hobby, sondern ein Unternehmen, das von Anfang an kostendeckend arbeiten musste.

Schlüsselerlebnis mit Alex Katz

Eine Ausstellung des Künstlers Alex Katz in Wien war ein Schlüsselerlebnis für Schlesinger, das die Richtung seiner Galerie massgeblich beeinflusste. Der Malstil von Katz beeindruckte ihn so sehr, dass er sich entschied, den Fokus seiner Galerie auf fotorealistische, gegenständliche Malerei mit abstrakten Tendenzen sowie Fotokunst zu legen. Heute vertritt er 25 Künstlerinnen und Künstler.

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Werk von Patrick Tschudi, «Tram» 2018, C-Print (Bild: Galerie Schlesinger)

Die Galerie Schlesinger befindet sich heute an der Tödistrasse im Zürcher Quartier Enge. Diese liegt zwar in einer Seitenstrasse, die jedoch recht sehr gut besucht wird. Sein Schaufenster lockt immer wieder Besucherinnen und Besucher an, vom Jogger bis zum Banker, da sich in der Umgebung viele Finanzinstitute befinden.

Besonderer Draht zu den Banken

Zur Bankenwelt hat Schlesinger einen besonderen Draht: Zwei seiner Künstler, Tobias Weber und Patrick Tschudi, die er fast seit Beginn seiner Galerie im Programm hat und die sehr erfolgreich sind, entdeckte er bei der damaligen Galerie art one auf Anraten des damaligen Kurators der Bank Julius Bär, Christian Zingg.

Auch die Schweizrische Nationalbank hat kürzlich ein Werk von Tschudi für ihre Sammlung erworben. «Dank der Verbindung zu Julius Bär bin ich zu zwei sehr wichtigen Galeriekünstlern gekommen», sagt Schlesinger.

Fähigkeit der Neuerfindung

Ein weiterer wichtiger Aspekt seines Erfolgs ist die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Während der Pandemie organisierte er Schaufensterausstellungen und Pick & Collect-Events. «Man muss weitermachen und neue Ideen ausprobieren», sagt er. Diese Flexibilität und Innovationskraft schätzen die Künstler und das Publikum gleichermassen.

Schlesinger glaubt fest daran, dass eine Galerie nicht nur Einzel- sondern auch Gruppenausstellungen braucht, um lebendig zu bleiben. «Themenausstellungen ziehen das Publikum an», erklärt er. Dabei wählt er Themen, die sowohl aktuell als auch zeitgemäss sind, und kuratiert sie mit viel Liebe zum Detail.

One-Man-Show mit eigenem Credo

Schlesinger hat seine Galerie nicht nur durch strategische Entscheidungen, sondern auch durch persönliche Hingabe erfolgreich gemacht. «Mein Geheimnis ist, authentisch zu sein», sagt er. «Jede Kundin und jeder Kunde, der diesen Raum betritt, muss empfangen werden, als ob er zu mir nach Hause käme.» Diese Philosophie hebt Schlesinger von vielen anderen Galeristen ab, die oft distanziert oder abweisend wirken.

Auch nach 20 Jahren ist die Galerie Schlesinger eine One-Man-Show. Der jetzige Standort war eine strategische Wahl. «Kunst kaufen, funktioniert anders», erklärt Schlesinger. «Selten hat man noch Vernissagen, in denen das Publikum Schlange steht.» Doch durch gezielte Ausstellungen beweist Schlesinger immer wieder sein Gespür für Trends und Talente.

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Robert Bosisio, o.T. 2021/22 (Bild: Galerie Schlesinger)

Derzeit zeigt er neue Werke des Malers Robert Bosisio – Porträts und Innenräume. Ein Sammler und Freund des Künstlers ist der berühmte Filmemacher Wim Wenders. Auch mit Donata Wenders, der Ehefrau, ist Bosisio kreativ verbunden. Er realisierte mit ihr ein Kunstbuch und stellte mit ihr aus. Bosisio ist besonders in Asien gefragt und hat dort eine entsprechend grosse Fangemeinde.

Guter Zeitpunkt für ein Investment?

Schlesinger verrät, dass 2025 eine grosse Ausstellung in China mit Arbeiten von Wenders und Bosisio geplant ist, was eine Preissteigerung der Werke wahrscheinlich macht – also ein guter Zeitpunkt, um noch zu investieren. Die Preisspanne der aktuellen Ausstellung liegt zwischen 4’000 und 20’000 Franken.

Heute, kurz vor seiner Pensionierung als Lehrer, blickt Schlesinger auf eine erfüllte Karriere zurück. «Es macht Freude, immer wieder Neues auszuprobieren und aufzubauen», sagt er. Sein unermüdlicher Einsatz und seine Leidenschaft für die Kunst machen ihn zu einem festen Bestandteil der Zürcher Kunstszene. 


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