Er nennt sich Rhytm der Stadtmaler. Mit seinen Werken fängt er die Seele Zürichs ein und hinterfragt mit leisen Pinselstrichen auch die laute Welt der Banken. finews.art entdeckte den Künstler vor der UBS.

Umgeben von der geschäftigen Atmosphäre des Paradeplatzes, steht ein Künstler, der nicht durch Worte, sondern durch Bilder spricht. Das Pseudonym Rhytm spiegelt sowohl seinen künstlerischen als auch seinen tänzerischen Hintergrund im Hip-Hop, Streetdance und Parkours wieder. Man trifft ihn regelmässig mit seiner Kunststaffelei, dem Zeichenblock, der Leinwand, Pinseln und Farben am Paradeplatz an.

Rythm 680 1

Rhytm interessiert sich für den Menschen. (Bild: finews.art / Renaissance Zürich Tower Hotel )

Der Mensch im Zentrum

Rhytms Kunstwerke sind mehr als Farbe auf Leinwand; sie sind ein Fenster zu den Geschichten der Stadt. Als ehemaliger Tänzer nutzt er die Strasse als Bühne und die Gebäude und Objekte als Kulisse für seine Kunst. Mit jedem Strich auf der Leinwand erzählt er von den Menschen, ihren Emotionen und dem urbanen Puls, der um ihn herumschlägt. Durch die angewandten Farbkompositionen und das gezielte Hinzufügen oder Weglassen von Details wird dem Zuschauer auf eine fesselnde Art und Weise die Emotion des eingefangenen Moments vermittelt.

Ausbildung in Zürich

Seit über einem Jahrzehnt malt Rhytm in den Strassen Zürichs, doch seine Geschichte beginnt weiter entfernt. Die Wurzeln seiner Familie liegen an der Elfenbeinküste, geboren ist er 1979 in Biel, seine Studienabschluss in Angewandter Kunst und Mediendesign erhielt er in Zürich an der F+F Schule für Kunst und Design. Heute lebt und produziert er in der Stadt Zürich.

Kampf gegen Tendenzen

Rhytm, der seinen realen Namen nicht preisgeben möchte, arbeitet regelmässig mit Galerien zusammen. Mehr als einmal hat er zu spüren bekommen, dass die Zürcher Kunstszene sich eher den konstruktiven und minimalistischen Tendenzen verschrieben hat— eine Herausforderung für einen figurativen Maler wie ihn. Trotzdem bleibt er seinem Stil treu, der in Schwarz-Weiss, Anthrazit und Sepia-Tönen gefärbt ist, mit einem Hauch von Gold, der gelegentlich auf der Leinwand aufblitzt.

Rythm 680 2

Der Künstler Rhytm fängt die Stimmung am Finanzplatz Zürich ein. (Bild: finews.art)

Portrait der Bankenlandschaft

Sein jüngstes Werk vor der UBS ist symptomatisch für seine Sichtweise auf die Welt. Es zeigt eine attraktive Frau, die der Bank den Rücken zukehrt, Unsicherheit ausstrahlend und Bargeld in ihrer Tasche tragend. Dieses Bild ist ein Kommentar zu unserer Gesellschaft und dem Bankwesen, das die Ambivalenz der modernen Beziehung zu Geld und Sicherheit aufzeigt.

Austausch am Paradeplatz

Die Interaktion mit dem Publikum ist für Rhytm essentiell. Er diskutiert, tauscht sich aus und lässt sich von der Strasse inspirieren. Dies führt zu einem Dialog, der ebenso Teil des künstlerischen Prozesses ist wie das Malen selbst. Seine Werke, die im öffentlichen Raum oder im Atelier entstehen, reichen von 3.000 bis zu 10.000 Franken, je nach Grösse und Komplexität.

Rhytm Werk 680 1

Rhytm: «Was macht Dich aus?» 2024, Acryl, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 80 cm (Bild: Rhytm)

Eigenkreationen und Auftragsarbeiten

Inspiriert von zeitgenössischen Gegenwartskünstlern, wie zum Beispiel Antoine Stevens, finden sich oftmals Frauenmotive in Rhytms Bildern. Obwohl er Auftragsarbeiten annimmt, sind es seine spontanen Kreationen, die die Essenz seines Schaffens ausmachen. Er beobachtet das städtische Leben – an Haltestellen, auf Festen, Partys und Events – und fängt die Impressionen in seinen Werken ein.

Kunstwerke im Lärm der Stadt

In seiner zweiten Ausbildung als Sozialpädagoge hat er gelernt, Menschen zu verstehen und ihre Geschichten zu schätzen. Diese Fähigkeit prägt auch seine Kunst. Rhytm sucht das Echte, das Authentische. Im Gegensatz zur digitalen Welt, wo Kunstwerke oft hinter Bildschirmen verborgen bleiben, schafft er seine Bilder im Herzen der Stadt, umgeben von Lärm und Leben – denn die Stille des Ateliers ist ihm zuwider.

rhytm and denim jelmoli 01

 Kunstwerke auf Jeansjacken. Ein Projekt mit Jelmoli. (Bild: Rhytm & Denim)

Kunst auch auf Denim

Abseits der Leinwand hat Rhytm zusammen mit seiner Ehefrau ein innovatives Modeprojekt ins Leben gerufen: «Rhytm & Denim». Dieses Label bringt Streetart auf textile Stoffe, darunter Baumwollkleidung, aber auch Jeans-, Leder- oder Kunstlederjacken, wobei jedes Produkt zu einem individuellen Kunstwerk wird. Unter dem Motto «Die Person als lebendes Kunstwerk» schafft Rhytm Mode, die nicht nur kleidet, sondern auch Geschichten aus dem städtischen Alltag erzählt. Durch den hohen Wiedererkennungswert hinterlässt der Künstler eine neue Dimension von Kleidung als Ausdruck von Individualität und sozialer Botschaft.

Rhytm bleibt ein Rätsel

Der Künstler wandert durch Zürich, stets auf der Suche nach dem nächsten Motiv, das es verdient, auf Leinwand verewigt zu werden. Die Banken in Zürich behält er dabei stets im Blick. Mit seiner Staffelei als ständigem Begleiter lehnt er die Einschränkungen ab, die ihm die Kunstzonen auferlegen, und wählt stattdessen Freiheit und Spontaneität.