Die Kunstsammlung der Mobiliar hat eine bedeutende Videoarbeit von ihr und die Ausstellung «Variablen und Konstanten» in der Galerie König Büro zieht das Interesse von Sammlungen und Finanzinstitutionen auf sich. finews.art hat die Vernissage von Karoline Schreiber besucht.

Karoline Schreiber, geboren 1969 in Bern, arbeitet seit 30 Jahren mit dem Medium der Zeichnung. Die Serie «Quittungen», die Schreiber seit 2018 vorantreibt, stellt eine aussergewöhnliche Verflechtung von Kunst und Ökonomie dar. Persönliche Ausgaben, die auf den Quittungen festgehalten werden und ausserhalb der steuerlichen Absetzbarkeit liegen, transformiert sie in Kunstwerke.

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«Nach Schreiber 3», Karoline Schreiber: Quittungen (Bild: David Aebi)

Die Preissetzung der Zeichnungen folgt einer eigenen Formel: der Verkaufswert ist der Einkaufsbetrag plus 2'000 Franken. Bei einem regulären Einkaufsbetrag von 70 Franken, wären das 2'070 Franken für das Kunstwerk. Auf diese Weise werden alltägliche Transaktionen in den Kontext der Kunst gerückt und reflektieren über das monetäre Wesen unserer Gesellschaft.

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Schreibers «Quittungen» an der Wand, Haus für Kunst Uri. (Bild: David Aebi)

Kunst auf Quittungen

Die künstlerische Sprache Schreibers ist geprägt von einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und dem Menschlichen. Ihre Werke, die bisweilen ins Groteske neigen, sind humorvoll und zensurfrei. Etwa 250 Zeichnungen der «Quittungen»-Serie zeugen von ihrer unverwechselbaren Vision und ihrer Fähigkeit, das Banale in Kunst zu verwandeln.

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«Nach Kippenberger», Karoline Schreiber: Quittungen (Bild: David Aebi)

Solo Show in Zürich

Die Galerie König Büro zeigt vom 13. April bis zum 11. Mai 2024 Schreibers Ausstellung «Variablen und Konstanten». Die dort ausgestellten, grossformatigen «Drawing Account» Arbeiten, in Ölstift und Bleistift aufgetragen, offenbaren eine intensive Körperlichkeit in schwarz-weiss und Grauabstufungen. Diese Werke, die in einem aufwändigen Prozess entstehen, laden zum Nachdenken ein und sind Teil eines Konvoluts von beinahe 60 Arbeiten, die seit 2016 entstehen.

 

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Ausstellungsansicht: Karoline Schreiber, rechts das Werk «Fröhlicher Sack». (Bild: Damian Byland)

Zum ersten Mal gezeigt

Ergänzt wird die Ausstellung durch kleinformatige Einzelblätter-Zeichnungen aus Schreibers Heften, die sie seit 16 Jahren kontinuierlich erschafft. Diese sehr persönlichen Aufzeichnungen wurden bislang noch nie in einer Ausstellung gezeigt. Die tagebuchartigen Werke, von denen einige in Farbe sind, umfassen rund 5000 Blätter.

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Karoline Schreiber, Cut-Out 2, 2024 (Bild: finews.art)

Diese «automatischen» Zeichnungen  spielen für Schreiber eine wichtige Rolle. Es sind intuitive, tägliche Notizen, die sie mit schwarzem Faserschreiber festhält. Diese zeichnerischen Reflexe entstehen ohne Angst vor dem Scheitern. Die Künstlerin folgt hier der «Écriture automatique», einer Methode, die vor allem von den Surrealisten verwendet wurde. Das Unbewusste wird nach aussen gekehrt. Schreiber zeichnet, was ihr in den Sinn kommt.

Angemessene Preise

Die Werke der aktuellen Ausstellung zeigen sich in einer Preisspanne, die sich von 2'000 Franken für die kleinformatigen Zeichnungen bis zu 10'000 Franken für die grossformatigen Arbeiten erstreckt, was die Bandbreite und den Wert von Schreibers künstlerischem Output verdeutlicht.

Werke in namhaften Sammlungen

Schreibers Werk findet sich in prestigeträchtigen öffentlichen Sammlungen wie der Stadt Zürich, dem Kanton Zürich, der Sammlung der Schweizerischen Mobiliar, und weit darüber hinaus. Ihre umfangreiche Soloschau «Karoline Schreiber räumt auf» im Haus für Kunst Uri in 2019, kuratiert von Barbara Zürcher, unterstrich ihre Bedeutung in der Kunstszene. Als Publizistin und Dozentin an der Hochschule der Künste Bern prägt Schreiber nicht nur die künstlerische Landschaft, sondern trägt auch wesentlich zur akademischen Diskussion bei.

Mit ihrer aktuellen Ausstellung öffnet Karoline Schreiber ein Fenster zu ihrer Welt – eine Welt, in der Kunst und Ökonomie, das Öffentliche und das Private, auf einzigartige Weise zusammenfliessen.


Die Ausstellung Karoline Schreiber, «Variablen und Konstanten» ist noch bis 11. Mai 2024 in der Galerie Büro König in Zürich zu sehen. Mehr unter diesem Link.