Mit dem Prädikat «Artist of the Year» zeichnet die Deutsche Bank vielversprechende Künstlerinnen und Künstler aus, die schon ein relevantes Werk geschaffen haben. Dieses Jahr geht der Preis an eine Inderin.
Rohini Devasher ist «Artist of the Year» 2024, wie die Deutsche Bank dieser Tage mitteilte. Die 1978 in Indien geborene Künstlerin studierte Malerei und Grafik und lebt in Delhi.
In ihrer vielschichtigen künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit den Überschneidungen von Naturwissenschaft, Kunst und Philosophie. Erstmals hat die Kunstexpertin Stephanie Rosenthal, Direktorin des Guggenheim Abu Dhabi Project, drei Künstlerinnen respektive Künstler vorgeschlagen, aus denen schliesslich Rohini Devasher das Rennen machte.
Zusammenarbeit mit der Forschung
Devashers Projekte entstehen häufig in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, wie dem CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, oder dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Die Künstlerin verbindet dabei wissenschaftliche Experimente und Erkenntnisse, die sich mit physikalischen Phänomenen der Wahrnehmung auseinandersetzen, mit eigenem künstlerischem Material zu installativen Projekten.
(Bild: zvg)
«Rohini Devasher ist die erste indische Künstlerin, die wir als ‹Artist of the Year› auszeichnen, und zugleich die erste Position, die Kunst und Wissenschaft miteinander verbindet», sagte Britta Färber, Leiterin Kunst und Kultur der Deutschen Bank.
Wahrnehmung in Frage gestellt
Beispielhaft für das Werk von Devasher ist ihr 4-Kanal-Film «One Hundred Thousand Suns» (2023). Die Arbeit umfasst materielle, persönliche wie historische Dimensionen und bezieht sich auf über 100'000 Porträts der Sonne, die seit über einem Jahrhundert im Sonnenobservatorium von Kodaikanal in Indien entstanden sind.
(Bild: zvg)
Durch die Verbindung von Archivmaterial des Observatoriums, öffentlichen Bildern der Nasa und ihren eigenen Daten bringt Devasher uns die Sonne näher. So offenbart sie die Komplexität und Mehrdeutigkeit der Beobachtung und stellt die Wahrnehmung von Daten als scheinbar neutral in Frage.
Digitaler Lärm
«Rohini Devasher nutzt einen forschungsbasierten Ansatz, um komplexe Erzählungen zu schaffen, die sich mit den Dringlichkeiten unseres täglichen Lebens befassen», sagte Rosenthal. «Mit der Zeichnung als Medium erforscht sie gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Dynamiken und bietet dem Betrachter einen bewussten und kontemplativen Raum inmitten des digitalen Lärms.»
- «One Hundred Thousand Suns» ist noch bis zum 24. März 2024 im Minnesota Street Project (San Francisco), bis zum 2. Juni 2024 in der Ausstellung «The Creation of Science» im Museum Catherijneconvent (Utrecht) und bis zum 14. April 2024 in der Schau «Punya 2.0» der Kunsthalle Bern zu sehen.