Zürich, eine Stadt, die sich stolz in der Achse der weltweiten Kunstmetropolen neben London und New York positioniert, kämpft paradoxerweise mit einer grossen Herausforderung: die Etablierung einer erfolgreichen Kunstmesse.

Trotz des renommierten Rufs als Kunststadt fehlt es Zürich an einer Kunstmesse, die sowohl lokal als auch international Anklang findet. Ein wesentlicher Faktor, der Zürichs Ambitionen im Keim erstickt, ist die Dominanz der Art BaselAls Aktionär der Art Basel scheint die Stadt Zürich wenig Interesse zu zeigen, eine konkurrierende Kunstmesse zu fördern oder finanziell zu unterstützen.

Auch die lokalen Galerien sahen in der Vergangenheit wenig Notwendigkeit,  eine starke Kunstmesse mit international bedeutenden Galerien in Zürich zu etablieren.


Messebesucherinnen und -besucher (Bild: Art Salon Zürich)

Die Art Basel wurde aufgrund der Entfernung nicht als Konkurrenz empfunden. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Mit dem Art Weekend, das jährlich vor der Art Basel im Juni stattfindet, versucht Zürich sich aktuell als international bedeutende Kunststadt in Europa zu etablieren.

Zürichs Kunstmessen im Vergleich

Die «KUNST Zürich» in den ABB-Hallen in Oerlikon hat an Glanz verloren. Einst eine respektable Plattform mit drei Messehallen, hat der Verlust des Hauptsponsors Zürcher Kantonalbank (ZKB), eine mangelnde strategische Anpassung sowie eine hohe Schuldenlast in den letzten Jahren zum Niedergang geführt.

Die Folge: leere Messestände und eine schwindende Beteiligung renommierter lokaler Galerien. Die Kunstmesse, die dieses Jahr dennoch zum 30. Mal vom 31. Oktober bis 3. November 2024 stattfand, kämpft um Relevanz in einer sich wandelnden Kunstlandschaft.

Eine Frage des Niveaus

Ein weiteres Beispiel ist die «Art International Zürich» im Zürcher Kongresshaus. 1999 als Galerie- und Künstlermesse gestartet, verlor sie zunehmend an Qualität. Vielleicht waren die Ziele zu hochgesteckt? Im Vergleich zum Angebot sind die Preise für die Standmiete hoch - 430 Franken pro Laufmeter, Mindestabnahmegrösse acht Meter.

Nach welchen Kriterien die Messeleitung die Ausstellungskonzepte aussucht, bleibt zudem offen. Die «Art International Zürich», die auch Künstlern ermöglicht, gegen Bezahlung ihre Werke auszustellen, wird sogar von weniger Kunst erfahrenen Besuchern als unsortierter  «Gemischtwarenladen» wahrgenommen. Und laut Aussagen von diesjährigen Messeteilnehmern profitieren nur diejenigen Aussteller, die schon sehr lange dabei sind, da ihre Kundschaft den Ort kennt und als Anlaufstelle nutzt.

Zürichs neue Kunstmesse

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VIP-Eröffnung 2023 (Bild: Art Salon Zürich)

Doch es gibt auch Lichtblicke. Der «Art Salon Zürich», initiiert von den Messeorganisatoren, Fabian Walter, Galerie Fabian & Claude Walter, und Sven Eisenhut, Gründer der «photo basel», zeigt, dass neue Konzepte erfolgreich sein können.

Der Name ist Programm und von den Kunstsalons in Frankreich oder Italien abgeleitet, in denen der Begriff «Salon» für die Verbindung von Kunst in Verbindung mit einer Ausstellung sowie einer überschaubaren Grösse steht.

Nach einem vielversprechenden Start im Vorjahr fand die Messe vom 28. September bis 1. Oktober 2023 erneut auf dem SBB Areal an der Hohlstrasse 400 zwischen Bahnhof Hardbrücke und Altstetten in Zürich statt und zog internationale Aufmerksamkeit auf sich. Mit über 30 Galerien, aus acht Nationen, die über 160 Künstler zeigten, setzte der Art Salon 2023 neue Massstäbe in der Zürcher Kunstszene.

Junge Künstler, erschwingliche Preise

Die frische Messe konzentriert sich auf junge, aufstrebende Künstler und richtet sich an ein Publikum, das sowohl kunstaffin als auch kunstneugierig ist. Sie bietet eine einzigartige Gelegenheit, Kunst zu erschwinglichen Preisen zu entdecken – ein deutlicher Kontrast zu den hochpreisigen Werken, die man auf etablierten Messen wie der Art Basel findet, wo die Preise oft bei 50'000 Franken beginnen.

Der Art Salon macht damit Kunst zugänglicher und spricht ein breites Publikum an, das in der Welt der Kunst schnuppern möchte.

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Kunstwerke, die faszinieren (Bild: Art Salon Zürich) 

Gute Verkaufszahlen

Laut der Messeleitung haben 90 Prozent der ausstellenden Galerien an der ersten und zweiten Ausgabe gute bis sehr gute Verkäufe gemeldet. Im Anschluss der Messe weitere 25 Prozent in Form von Nachverkäufen. 80 Prozent der Galerien planen an der dritten Ausgabe 2024 wieder teilzunehmen.

Ein Quadratmeter Messestand kostet alles inklusive 465 Franken. Die Standgrössen beginnen bei 20 Quadratmeter und liegen durchschnittlich bei 32 Quadratmeter.

Erst der Anfang

Darüber hinaus setzen die Veranstalter, Walter und Eisenhut, auf ein Format, das Interaktion und Dialog zwischen Künstlern und Kunstliebhabern fördert. Die Messe ist nicht nur ein Schaufenster für Kunst, sondern auch ein Ort des Austauschs und der Bildung.

Die Qualität der ausgestellten Werke sowie das Messekonzept an sich überzeugt. Digitale Kunst, in Form einer NFT-Lounge, oder die Präsentation von Künstlernachlässen sind ebenfalls ein Thema. Und das ist erst der Anfang. Die Messe möchte sich dieses Jahr am jetzigen Standort etablieren, um 2025 in eine grössere Halle zu wechseln, damit bis zu 60 Aussteller teilnehmen können, wie Fabian Walter weiter sagte.