Für David Einhorn ist klar, dass wir wieder eine Tech-Blase haben. Unklar sei nur, was sie zum Platzen bringen wird. Interessant ist die Methode, mit der sich der Hedge-Fund-Magnat wappnet.
Mit einer jährlichen 20-Prozent-Rendite seit 1996 avancierte David Einhorn zu einer führenden Stimme unter den Hedge-Fund-Managern der Welt. Besonders verstärkt wurde dies, nachdem er 2008 die Katastrophe gewittert und bei Lehman Brothers grosse Short-Positionen aufgebaut hatte.
Im neusten Anlegerbrief seiner Fondsgesellschaft Greenlight Capital (vollständig nachzulesen hier) äussert sich Einhorn sehr skeptisch über den aktuellen Börsenstand – und dabei insbesondere über den Tech-Bereich. Kurz gesagt: Er kommt zum Schluss, dass wir uns in einer ähnlichen Situation befinden wie in der Dotcom-Blase des Jahres 1999.
Hier die Highlights seiner Argumentation:
«Wir haben hier schon mehrfach bemerkt, dass es gefährlich ist, Aktien zu shorten, die sich von den traditionellen Bewertungsmethoden entfernt haben.
Das Doppelte eines dummen Preises ist nicht doppelt so dumm; es ist immer noch einfach dumm.
Diese Einsicht begrenzte unsere Lust, jene paar Momentum-Aktien zu shorten, die in letzter Zeit die Schlagzeilen beherrscht hatten.
Jetzt aber besteht ein klarer Konsens, dass wir die zweite Tech-Blase innert 15 Jahren erleben. Ungewiss ist nur die Frage, wie weit diese Blase noch weiterexpandieren kann und was sie zum Platzen bringen könnte.
Nach unserer Ansicht ist die aktuelle Blase ein Echo der vorangegangenen Tech-Blase, aber mit weniger stark kapitalisierten Aktien und mit viel weniger öffentlichem Enthusiasmus. Einige Indizien, dass wir dennoch recht nahe dran sind, wären:
- die Missachtung von konventionellen Bewertungsmethoden;
- Short-Verkäufer werden nach Neubewertungs-Verlusten zu Abdeckungen gezwungen;
- hohe Sprünge am ersten Tag nach dem IPO bei Unternehmen, die wenig mehr geleistet haben, als die richtigen Modewörter zu benutzen und das richtige Risikokapital anzuziehen.
Und wie damals, so machen gewisse «Cool Kid»-Unternehmen und ihre Cheerleader-Analysten uns heute vor, dass Lohnanteile, die in Eigenkapital ausbezahlt werden, keine Aufwendungen seien, weil sie ja keine Geldausgabe darstellten.
Doch wären diese Firmen in der Lage, ihre hochtalentierten Mitarbeiter zu halten, sobald sie nicht mehr grosse Teile ihres Aktienkapitals verteilen?
Wenn Sie die Kreditwürdigkeit solcher Unternehmen beurteilen wollen, mag es ja Sinn machen, jenen Nicht-bar-Aufwand auszublenden. Doch wenn Sie ein Aktionär sind, der ein Unternehmen im Licht der künftigen Gewinne beurteilt, dürfen Sie doch nicht die Kosten vergessen, die sich aus einer künftigen Verwässerung durch ständig neue Mitarbeiteraktien ergeben werden.
Comeback der P/E-Ratio
Einhorn stellt folglich einen Korb zusammen: Tech-Aktien, die er shorten will.
Dabei untersucht er den Graben zwischen dem aktuellen (Blasen-)Preis und jener Bewertung, bei der disziplinierte Growth-Anleger (oder sogar Value-Investoren) wieder interessiert sein könnten an einem Unternehmen. Die Argumente, die im Markt momentan offenbar zählen – wie «Augäpfel» (= Anzahl monatlicher Nutzer) oder total erreichbarer Markt – sollten nicht berücksichtigt werden. Denn nachdem die Blase geplatzt ist, werden letztlich wieder Masstäbe wie die gute alte P/E-Ratio herrschen.
Nach welchem Kriterium wählt nun Greenlight Capital die Aktien für den «Bubble-Basket»?
Hinein kommen jene Titel, die mindestens ein 90-prozentiges Downside-Potential haben, wenn der Markt wieder die traditionellen Masstäbe anlegt. «Auch wenn wir nicht prognostizieren, dass der Kollaps sich vollständig wiederholen wird, so zeigt die Geschichte doch, dass es bei solchen Titeln genügend Potential nach unten gibt, um das Risiko einer Short-Positon zu rechtfertigen.»