Europäische Aktien sind fulminant ins Jahr 2014 gestartet. Die Euphorie hat nun aber einige Dämpfer erhalten, wie John Bennett von Henderson Global Investors feststellt.
Europäische Aktien waren zunächst fulminant in das Jahr 2014 gestartet. Die Euphorie über den wirtschaftlichen Aufschwung erhielt indes schon bald einen Dämpfer durch die Flaute der Schwellenländer, den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in den USA und die jüngsten Sorgen über Russlands «unblutiges Eingreifen» auf der Halbinsel Krim.
Anleger sollten sich zwar auf weitere Kursschwankungen gefasst machen, europäische Aktien tendieren jedoch unverändert fest, und aus weiteren Kursverlusten könnten gute Kaufgelegenheiten resultieren.
Hauptsächlich bessere Stimmung
Das Jahr 2013 hatten Aktien auf äusserst niedrigem Niveau begonnen. Als jedoch EZB-Chef Mario Draghi eine Rückkehr zur Stabilität versprach, wandten sich Investoren wieder verstärkt Aktien zu – und kehrten Obligationen vermehrt den Rücken zu.
Daran wird sich bis zur weitgehenden Normalisierung des Zinsniveaus aus unserer Sicht auch kaum etwas ändern. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Aufwärtsbewegung an den Märkten 2013 hauptsächlich durch die bessere Stimmung und die Erwartung schneller steigender Unternehmensgewinne in 2014 getragen wurde.
Politische Unsicherheiten
Dieser Erwartung müssen die Unternehmen nun gerecht werden. Höhere Gewinne dürften dabei die Aktienkurse beflügeln. Bleiben sie jedoch aus, könnte das seine Spuren bei europäischen Aktien hinterlassen.
Kursschwankungen an den Aktienmärkten und politische Unsicherheiten sind bei Anlegern wenig beliebt. Den Long-/Short-Fonds eröffnen sie jedoch ausgezeichnete Möglichkeiten. Fonds, die auf diese Strategie setzen, streben positive Erträge bei steigenden und fallenden Kursen an, die jedoch nicht garantiert sind.
Schon zwei Drawdowns
Wenn Long-Positionen durch Short-Positionen kompensiert werden können, sinkt unter dem Strich das Marktengagement. Das kann die Volatilität glätten und helfen, das Kapital der Anleger auch bei fallenden Kursen zu erhalten. Und wenn die Angst übertrieben scheint, können Long-/Short-Fonds ihre Long-Positionen ausweiten, um so von steigenden Kursen zu profitieren.
Der weltwirtschaftliche Aufschwung stimmt zwar optimistisch. Dennoch ist 2014 wohl mit höheren Kursschwankungen zu rechnen. Das hat sich bereits in den drei ersten Monaten des Jahres an zwei Drawdowns von über 4,5 Prozent gezeigt, das heisst an Kursverlusten, die vom Höchst- zum Tiefstpunkt mehr als 4,5 Prozent betragen haben.
Sorgen um die Ukraine
Gründe waren weitgehend enttäuschende Zahlen für das 4. Quartal 2013, die Angst um die Schwellenländer, ausgelöst durch die Drosselung der Wertpapierkäufe in den USA, und seit kurzem die Sorgen um die Ukraine.
Die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine wirken sich zwar nicht auf unsere langfristig orientierte Stock-Picking-Strategie aus. Dennoch schüren die wachsenden Spannungen die Schwankungen an den Märkten. Wirtschaftlich ist eine Eskalation der Krise weder für Russland noch für die Opposition im Westen sinnvoll.
Massive Rubel-Abwertung
Ernsthafte Sanktionen wurden wohl auch deshalb bislang noch nicht verhängt. Wladimir Putin hat zudem mit einer massiven Rubel-Abwertung und dem ins Trudeln geratenen russischen Aktienmarkt zu kämpfen.
Deutschland hängt nach wie vor am Tropf der russischen Energielieferungen und wird den zaghaften Aufschwung in Europa kaum aufs Spiel setzen wollen.
Ein Faktor, der bislang weitgehend vernachlässigt wird, für den Fondsertrag aber ebenso wichtig ist, sind die Kurskorrelationen. Nach der weltweiten Finanzkrise bewegten sich die Kurse quasi im Gleichklang, da Anleger sich beim Kauf und Verkauf ausschliesslich an gesamtwirtschaftlichen Faktoren orientierten statt an den Fundamentaldaten der Unternehmen.
Titelauswahl wieder viel wichtiger
Das war 2013 jedoch anders, denn die Kursunterschiede waren deutlich höher. Da die individuellen Merkmale einer Aktie inzwischen wieder eine gewichtigere Rolle spielen, können Long-/Short-Fonds mehr Titel aufspüren, die deutlich besser oder schlechter als der Marktdurchschnitt abschneiden können.
Die bis dato in diesem Jahr geringe Korrelation stützt deshalb unsere Überzeugung, dass die Titelauswahl für das Erzielen einer positiven Rendite weiterhin die entscheidende Rolle spielt.