Der Russland-Investor Bill Browder denkt, dass man der Elite Russlands internationale Sanktionen auferlegen sollte. Das würde Wladimir Putin schnell in die Knie zwingen.
Russlands-Präsident Wladimir Putin erinnere an einen Pokerspieler, der ein schlechtes Blatt in der Hand halte, sagt Bill Browder in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung «Die Welt».
Putin «bluffe». Denn er habe kein starkes Militär, die Wirtschaft liege darnieder, und das Kapital fliesse aus dem Land, so Browder weiter. Der Brite mit aktuellem Wohnsitz in den USA weiss, wovon er spricht, war er doch mit seinem legendären Hedge Fund Hermitage Capital Management zwischen 1996 und 2005 mit Milliarden von Dollar in Russland investiert. Im Jahr 2007 verliess er aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen das Land.
Konten einfrieren
Mit gewissen Sanktionen könnte der Westen Putin in die Knie zwingen, ist Browder überzeugt und dabei nicht einmal grosse Handelsbeschränkungen. Viel effizienter sei es, die russische Elite gezielt ins Visier zu nehmen. Deren Konten müssten eingefroren und deren Reisefreiheit eingeschränkt werden.
Viele der vielleicht 300 reichsten Russen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten an dem Land bereichert, gleichzeitig aber aus Misstrauen gegenüber ihrer Heimat das eigene Vermögen in den Westen gebracht.
Wie eine moderne Krebstherapie
«Diese Elite kann man heute direkt treffen. Und wenn ihnen dann noch die Einreise nach Sardinien oder an die Côte d'Azur verboten wird, ist ganz Russland innerhalb von zwei Wochen am Boden», ist Browder überzeugt.
«Das Ganze funktioniert wie eine moderne Krebstherapie», sagt Browder. Früher sei bei einer Therapie der ganze Patient in Mitleidenschaft gezogen worden. Heute gehe man nur noch gegen einzelne Krebszellen vor. «Mein Vorschlag würde die breite russische Bevölkerung von den Sanktionen ausnehmen», präzisiert Bowder.
Putin könne auch nicht mit einem Lieferstopp von Gas auf Sanktionen reagieren. Denn er sei auf die Einnahmen daraus angewiesen. «Innerhalb von sechs Monaten wäre Putin aus dem Amt», schätzt der Investor.
Eine neue Art des Kalten Kriegs
«Sollte Russland die Krim nicht annektieren und wir eine Art neuen Kalten Krieg bekommen, dürfte sich der Rubel auf dem jetzigen Niveau fangen», meint der Russland-Kenner weiter. Immerhin habe die russische Devise auf Jahressicht schon mehr als 20 Prozent zum Euro eingebüsst.
Bei einer weiteren Eskalation der Lage würden sicher viele Investoren aus Russland flüchten und ihr Geld abziehen, gibt Browder allerdings zu bedenken. Dann würde auch der Rubel weiter fallen und die russische Börse mit ihm.