Zahlreiche Investoren ziehen ihre Vermögen aus den Schwellenländern ab. Was geschehen müsste, damit der Trend kehrte, weiss ING-Stratege Maarten-Jan Bakkum.
Mit dem Abzug der Vermögen gehe die Korrektur in den Emerging Markets stetig weiter, schreibt Maarten-Jan Bakkum, Senior Stratege Emerging Markets, in der neusten Einschätzung von ING. Ob dieser Prozess aufgehalten werden kann, hängt gemäss Bakkum von der Entwicklung von sechs Faktoren ab. Diesbezüglich sieht der Stratege allerdings noch kein Licht am Horizont:
- Makro-Ungleichgewichte müssen spürbar abgebaut werden: Strukturreformen, die zum Abbau von Leistungs- und Haushaltsdefiziten beitragen und die Inflation senken könnten, seien bisher in den Schwellenländern selten, schreibt Bakkum. Brasilien ist eines der Problemländer, in denen grundlegende Reformen dringend geboten seien.
- Rückgang des politischen «Lärms»: Damit rechnet Bakkum angesichts der zahlreichen anstehenden Wahlen in den nächsten Monaten nicht. Im Vorfeld der Wahlen und bei zunehmenden sozialen Spannungen hätten die Politiker nur wenig Spielraum. Daher werden es wohl die Finanzmärkte sein, die die erforderlichen Veränderungen durchsetzen.
- China muss wieder Zuversicht fassen: Gemäss dem Strategen steigt jetzt die Gefahr, dass die chinesische Wachstumsentwicklung erneut ins Stocken gerät. Die jüngsten Probleme im Schattenbanksektor und die enttäuschenden Konjunkturdaten würden darauf hindeuten, dass China eher ein bremsender Faktor für Emerging-Market-Assets bleibe.
- Wachstumsdynamik der Emerging Markets muss sich gegenüber der Wachstumsdynamik der entwickelten Märkten verbessern: Doch auch hier sieht der Stratege wenig Hoffnung. Denn mit zunehmender geldpolitischer Straffung in den Emerging Markets dürfte das Wachstum in den Schwellenländern gegenüber den USA, Europa und Japan weiter nachlassen, schreibt Bakkum. Zweistellige Wachstumszahlen seien nicht mehr darstellbar.
- Kapitalströme in die Emerging Markets müssen sich stabilisieren: Vorerst rechnet Bakkum aber mit einer Beschleunigung der Kapitalabflüsse.
- Wechselkurse werden Abwärtskorrektur durchlaufen: Aufgrund der übermässigen Aufwertung um 32 Prozent in den Jahren 2002 bis 2011 werden die realen effektiven Wechselkurse in den Emerging Markets noch eine deutliche Abwärtskorrektur durchlaufen. Momentan liegen sie immer noch um 10 Prozent über dem 50-Jahres-Trend.