Der Wall-Street-Veteran Michael Lipper bringt ans Licht, wie seine persönliche Lebensgeschichte und Rollen als Offizier, Entrepreneur oder Sportler ihn als Investor beeinflussen.
In einer Selbstanalyse rückt der Lipper-Advisory-Chef seine Lebensrollen ins Zentrum. Denn für den US-Investor ist klar: «Persönliche Erfahrungen haben einen enormen Einfluss darauf, wie jemand investiert.» Sei man sich dessen bewusst, kommt man laut Lipper auch zu einem viel besseren Verständnis, wie Investoren ticken.
So habe er als Fechter beispielsweise gelernt, dass man «nicht übermässig beunruhigt sein sollte, nur weil man «kleiner» ist. «Je grösser der Gegner, desto härter fallen sie.»
Oder aus seiner Zeit als Offizier im US-Marine-Corps zieht er den Vergleich, dass ein «disziplinierter Investitionsansatz von entscheidender Bedeutung ist.»
Analyst, Entrepreneur, Unternehmensberater...
Als Wertschriftenanalyst weiss er auch: «Billiger ist nicht immer gleich besser». Oft seien es andere Faktoren als rein statistische Messwerte, die zu einem höheren Marktwert führen. «Zahlen sind sehr wichtig, aber sie sind nicht alles».
«Wir sollten ausserdem Respekt vor den spezifischen Managementfähigkeiten haben, welche die Geschäfts- und die Non-Profit-Welt verlangt.» Denn zu viele Sessel-Analysten sagen den Unternehmen, was sie tun sollten, während sie selbst noch nie einen solchen Job gemacht haben. Er glaubt, er habe gegenüber vielen anderen CFA einen enormen Vorteil als Entrepreneur.
«Als Investoren sind wir selbst die grössten Hindernisse für eine bessere Performance», schreibt er in seinem Blog weiter. Eine passende «Schul-Lösung» als Antwort auf eine Frage kann laut Lipper oftmals aufgrund einer Vielzahl von Gründen nicht umgesetzt werden. Oftmals seien aber auch die Chefs Teil des Problems, wie er aus seiner Rolle als Unternehmensberater weiss.
Erkenntnisse aus dem Pferdesport
Und zum Schluss die wohl interessanteste Erkenntnis: Bei Pferderennen hat der ausgebildete CFA nämlich wahrscheinlich mehr über analytisches Denken und den sorgfältigen Umgang mit Geld gelernt als an Bildungsinstitutionen wie Columbia oder am CFA-Institut.
«Die beliebteste Wette bei Pferderennen gewinnt in weniger als der Hälfte der Fälle. In vielen Fällen dürfte es sogar nur bei einem Drittel bleiben.» Deshalb habe er eine Abneigung gegen Investitionen in die beliebtesten Aktien oder Fonds.
«Günstige Gelegenheiten respektive Schnäppchen sind sowohl bei Pferderennen als auch am Markt schwierig zu entdecken. Doch die Zeit und Mühe, sie aufzuspüren, lohnt sich», weiss Wall-Street-Veteran Lipper aus eigener Erfahrung.