Die Eurokrise schwelt fort, ein Yen-Crash droht und die Banken haben ihre Aufgaben immer noch nicht gemacht: Der Schweizer Makro-Experte Felix Zulauf warnt weiter.
Unlängst wurde bekannt, dass Felix Zulauf mit seinem Sohn Roman das Unternehmen Vicenda Asset Management gegründet hat – oder genauer: einen Investment-Manager mit Fokus auf Makro-Strategien.
Jetzt gaben Vater und Sohn Zulauf der deutschen «Wirtschaftswoche» gemeinsam ein grosses Interview. Es ist ein grosser Tour d'horizon über die entscheidenden Fragen der Märkte und der Weltwirtschaft, und der Grundtenor ist wie vom berühmten Investor und Hedge-Fund-Manager Zulauf gewohnt: eher düster. «Erholungsfantasien sind eine Fata Morgana», so der Titel über dem Gespräch.
Zulauf erinnert daran, dass er zu Jahresbeinn der Eurozone ein Minuswachstum von etwa zwei Prozent in Aussicht stellte. Damals sei er komisch angeschaut worden. «Aber ich glaube, wir kommen dorthin. Und auch Deutschland wird sich entsprechend abkühlen.»
Man betrachte nur einmal die Kreditentwicklung in der Eurozone: Wenn die Kreditvergabe um vier Prozent schrumpft, so lasse sich kein Wachstum erzielen. «Das ist unmöglich.»
Gefahrenzone Bankensystem
«Absoluter Unsinn» sei es auch, aus den verbesserten Leistungsbilanzen der Peripheriestaaten Hoffnung abzuleiten, denn: «Die Leistungsbilanzen verbessern sich nur, weil wegen der schrumpfenden Binnennachfrage die Importe einbrechen. So aber kann man nicht gesunden. Man kann nicht gesund werden, wenn man hungert.»
Im weiteren definiert Zulauf das Bankensystem als erhebliche Gefahrenzone. «Allein im europäischen Bankensystem schätze ich den Abschreibungsbedarf auf über eine Billion Euro. Die haben ihre Hausaufgaben immer noch nicht gemacht.» Zugleich seien all die Rettungsschirme viel zu klein. Ein Seitenhieb des ehemaligen UBS- und jetzigen Hedge-Fund-Managers aus Zug: «Das Risikomanagement der Hedgefonds ist wesentlich besser als das der Banken.»
Über 50 Prozent Gefahr eines Yen-Crashs
Besonders ernüchternd ist das Szenario, das Zulauf für den Yen zeichnet. Immerhin gingen in Japan bereits 40 Prozent der Steuereinnahmen drauf für den Zinsdienst, das heisst: Sollten sich die Zinsen verdoppeln, wären es 80 Prozent der Einnahmen.
Und sollte die Notenbank da weiter Geld drucken, könne das Vertrauen in die Währung von einem Tag auf den anderen verschwinden. «Die Wahrscheinlichkeit, dass Japan in den nächsten zwei bis drei Jahren in diese Situation gerät und die Kontrolle über seine Währung und die Finanzmärkte verliert, ist sehr hoch, deutlich über 50 Prozent», sagt Felix Zulauf. «Dann gibt es einen Yen-Crash.»
Aktien: Tiefere Niveaus im Spätsommer oder Herbst
Eher milde gestimmt sind die Zulaufs für Aktieninvestments. Zwar drohten enttäuschende Gewinnzahlen, aber grundsätzlich «werden Aktien wahrscheinlich die besten Instrumente sein, mit denen man in den nächsten Jahren operieren kann.» Doch man könne sie «nicht einfach kaufen, herumsitzen und glauben, man werde so wohlhabend. Diese Zeiten sind vorbei.» Heute müsse ein Portfolio bewirtschaftet werden.
Kurzfristig allerdings erwartet Zulauf eine Bereinigung. «Bei Aktien haben wir derzeit im Zyklus den Zenit überschritten. Wir stecken in einer mittelfristigen und nach unserer Meinung auch in einer zyklischen Abwärtsbewegung, die vermutlich im Spätsommer oder Herbst auf deutlich tieferen Niveaus auslaufen wird.»
Der Goldpreis ist dem Tief ziemlich nahe
Noch positiver scheinen Zulaufs Einschätzungen des Goldes. Die Überlegung ist einfach: Angesichts der beschriebenen Gefahren werden Politik und Notenbanken reagieren müssen. Und davon dürfte Gold – der klassische Schutz vor Inflation und Systemrisiken – profitieren. Denn die politische Antwort sei absehbar: Es dürfte «die gleiche Gelddruck-Politik wie immer» sein, «nur in noch viel grösserer Dimension. Ich gehe davon aus, dass wir im Lauf des Sommers wieder klare Töne dazu aus den Zentralbanken hören werden.»
Entsprechend werde sich auch Goldpreis erholen. «Ob das dann schon der Startschuss für die Wiederaufnahme der strukturellen Hausse von Gold ist, ist noch nicht sicher und hängt auch vom Ausmass der kommenden Verwerfungen an den Märkten ab», so Felix Zulauf. Aber er denke, dass der Goldpreis dem Tief «ziemlich nahe» sei.
«Zwischen 1150 und 1250 je Unze sollte das Tief erreicht werden. Es ist jetzt sicher nicht der geeignete Zeitpunkt, Gold zu verkaufen.»