rap – Andernorts mag der Jugendkult herrschen, nicht so im Private Banking: Dort macht man sich lieber so alt wie möglich. Die Inserate und Broschüren bieten meist Schwarzweiss-Fotografien und bräunliche Sepia-Töne, und besonders gern erwähnt man auf der Homepage, dass man «seit 1841» (Sarasin), «seit 1819» (Mirabaud) oder «seit 1805» (Pictet) im Geschäft sei. Also einfach schaurig lange.
Und selbst wenn ein Haus nicht ganz so alt ist, suggeriert es gern allerhand Tradition. Reichmuth & Co., die Luzerner Privatbank, formuliert in ihren Inseraten zum Beispiel, man sei «als echte Privatbankiers und inhabergeführtes Familienunternehmen» für die Kunden da – «über Generationen» (was völlig korrekt ist, denn bei genauem Hinsehen ist nicht die eigene Vergangenheit gemeint, sondern eine langfristige Zukunft). Die Publikationen des Hauses kommen zugleich in der branchenüblichen ältlichen Schwarzweiss- und Ocker-Patina daher – dabei wurde Reichmuth gerade mal anno 1996 gegründet.
Das ist ja alles gut und recht, nur: Wozu eigentlich?
Beim Entscheid, Clariden Leu in die CS zu integrieren, lautete einer der häufigsten Kritikpunkte, dass damit eine grosse Tradition zerstört werde – immerhin verschwinde nun eine der ältesten Banken der Schweiz, wenn nicht gar die älteste, mit einem Federstrich: Welch ein Verlust!
Tatsächlich verkauft sich auch Clariden Leu, «seit 1755», derzeit noch «mit über 250 Jahren Erfahrung». Wobei nebenbei erwähnt sei, dass das Haus Wegelin in St. Gallen den Titel einer ältesten Bank im Land für sich beansprucht: «Seit 1741».
Wer jetzt früher war – und weshalb genau –, wissen am Ende höchstens zwei, drei spezialisierte Wirtschaftshistoriker. Aber was hat das mit dem Tagesgeschäft zu tun? Inwiefern arbeitet ein Haus, das im 18. oder 19. Jahrhundert gegründet wurde, besser als eines aus dem späten 20. Jahrhundert?
Eine These wäre, dass der Stil einer Familie tatsächlich in der Kultur und im «genetischen Code» eines Unternehmens spürbar wäre, nur: Da fast jede dieser Banken seit ihrer Gründung diverse Besitzerwechsel und radikale Organisationsumbauten durchmachte, kann man selbst darauf nicht allzu viel Hoffnung setzen.
Kurz: Am Ende wäre also die Geschichte nur ein Marketing-Aufkleber, der auf dem Glauben baut, dass Alter und Vertrauenswürdigkeit irgendwie zusammengehören.
Das Problem ist bloss: Je mehr Banken sich damit schmücken, desto weniger ist das Antik-Label wert. Und irgendwie verstopft es auch die Wege zu neuen Denkmustern.
Nachdem jedenfalls in den letzten Jahren nicht alle Wealth Manager, die sich traditionell gaben, auch zuverlässig waren, könnte man sich doch fragen: Wie gross wären die Chancen einer Privatbank, die explizit darauf baut, dass sie jung ist, frisch ist, anders ist; dass sie sich keineswegs im alten Fahrwasser bewegt; und bei der es etwa so aussieht?
Unsere Vermutung: Es könnte eine Erfolgsstory werden. Was meinen Sie?