RBS plus ABN Amro wurde zur schlimmsten Finanz-Hochzeit gekürt. Wie aber bewertet man die Expansions-Schritte der Schweizer Banken?
Natürlich ist auch das eine Spielerei, eine nicht ganz ernst gemeinte Rangliste, die das britische Finanzplatz-Portal «Here is the City» vorlegt: Das Fach-Medium hat seine Leserschaft gefragt, welches die schlechtesten Banken-Fusionen der Geschichte seien.
Und natürlich kann man sich über das Ergebnis heftig streiten: Nachdem 2400 Leser – erfahrungsgemäss Finanzprofis – ihre Stimme abgegeben hatten, landete Royal Bank of Scotland/ABN Amro auf Rang 1, gefolgt von Bank of America/Merrill Lynch und Citibank/Travellers Group.
Dennoch: Liest man die Liste der dreissig aufgelisteten Grossfusionen aus der Finanzwelt durch, so wird eines klar – Fusionen sind fatal.
Zwei Drittel der Zusammenschlüsse scheitern, lautet eine Faustregel der Management-Lehre, doch der Durchblick der erwähnten Fusionen lässt vermuten, dass die Flop-Quote sogar noch grösser ist.
Man muss sie nur vor dem geistigen Auge passieren zu lassen: Credit Suisse und Donaldson Lufkin Jenrette (2000, Rang 4 der Fusions-Flop-Liste); Commerzbank/Dresdner Bank (Rang 7); Allianz/Dresdner Bank (Rang 9); UBS/PaineWebber (2000, Rang 14)...
Die Schweizer Banken ergänzen mit ihren doch eher enttäuschenden US-Expansions-Käufen also bestens die Liste, die da zeigt: Hochfliegende Träume lassen sich durch Fusionen nur schwerlich erfüllen.
Natürlich können auch brauchbare Resultate aus einer Bankenhochzeit entstehen. Beispielsweise sind der Zusammenschluss von Banque Nationale de Paris (BNP) und Paribas (Rang 29) oder die Fusion von Chase Manhattan und Chemical Bank (Rang 30) heute kaum mehr umstritten.
Und so ist der Trend ungebrochen – man denke an Vontobel/Commerzbank Schweiz, LGT/Dresdner Bank Schweiz oder Deutsche Bank/Sal.Oppenheim. Die erwähnte Erfahrung zeigt jedenfalls, dass sich die Angestellten in solchen Fällen mit Vorteil auf schwere Zeiten einstellen.
Entscheidend ist andererseits der Zeitpunkt, zu dem man urteilt – dies illustriert auch der prominenteste Schweizer Fall: Was ist mit SBG/SBV (Rang 16, nach Dresdner Bank/Wasserstein Perella, vor JP Morgan/Bank One)?
Der Zusammenschluss des Jahres 1998 erschien lange als zwingende Voraussetzung, damit die beiden Institute in der Weltliga mitspielen konnten. Doch nun, am Ende des Jahres 2009, kann man natürlich auch befinden, dass sich die beiden Banken ihren Ehrgeiz besser verkniffen hätten.
Was meinen Sie?
Wie ist die Fusion von Bankgesellschaft und Bankverein im zeitlichen Abstand von gut zehn Jahren zu beurteilen?
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