Barbara Lips, die Tochter des Goldexperten Ferdinand Lips, will das Vermächtnis ihres Vaters zugänglich machen. Bald publiziert sie historische Dokumente aus seinem Schaffen.

fotoFLFerdinand Lips zählt zu den bekanntesten Schweizer Bankiers und war einer der angesehensten Goldmarktexperten der Welt. Er wurde 1931 in Schlieren bei Zürich geboren und verstarb überraschend im September 2005. Sein Werdegang ist äusserst vielseitig und erklärt mitunter, weshalb Ferdinand Lips eine so grosse Bedeutung erlangte.

Nach der Handelsschule in Zürich absolvierte er zunächst eine Ausbildung bei der Schweizerischen Volksbank. Mit 22 Jahren wechselte er zur JP Morgan Bank in Paris, anschliessend zur Dominion Bank in Toronto und kam, 28-jährig, zurück nach Zürich, wo er zuerst bei der Schweizerischen Bankgesellschaft und später bei der Bank Julius Bär arbeitete.

Einstieg bei Rothschild – Gründung der Bank Lips

1968 gehörte er zu den Mitbegründern der Rothschild Bank in Zürich. Als Direktor des Hauses baute er für die exklusive Privatkundschaft das Goldgeschäft auf. Er hat auch die Schweizerische Vereinigung für Finanzanalyse mitgegründet und war ihr erster Vizepräsident. 1987 eröffnete er in Zürich sein eigenes Finanzinstitut: die Bank Lips, später Privatbank Bellerive. 1994 stieg er in Südafrika ins Goldminengeschäft ein. 1998 verkaufte Lips sein Institut der Graubündner Kantonalbank.

Ab 2003 betrieb er einen Gold-Investmentfonds, der zu einem der höchstdotierten seiner Art wurde. Am 29. September 2005 erlag Ferdinand Lips einer Infektion, die er sich bei einer Routineoperation in einem Zürcher Spital zugezogen hatte. Nachrufe finden sich auf diesem Link sowie auf diesem Link.

Bestseller «Die Gold-Verschwörung»

Ferdinand Lips war auch ein begnadeter Autor. Mit seinem Buch «Gold Wars», das 2001 zunächst in englischer Sprache erschien, erlangte er internationale Bekanntheit. 2003 erschien es in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Die Gold-Verschwörung» und avancierte bald zu einem Bestseller im Segment der Wirtschaftsbücher.

In diesem Werk warnte Ferdinand Lips vor einer Finanzkrise, bei der das Papiergeld wertlos und das Gold wieder zum wichtigstes Zahlungsmittel werden würde. Angesichts der heutigen Situation hat diese Thematik nichts von ihrer Brisanz eingebüsst. Ein guter Grund also, das Werk dieses grossen Finanzexperten neu zu entdecken.

Lebenswerk auf neuer Website

Barbara Lips will die Website über ihren Vater Anfang September 2009 aufschalten. Die Internet-Seite wird Auszüge aus den Büchern von Ferdinand Lips enthalten, sowie Bilder und verschiedene, zum Teil seltene Referate wieder zugänglich machen. Ausserdem wird die Kulturgeschichte des Goldes anhand interaktiver Grafiken veranschaulicht. Schliesslich werden die verschiedenen Etappen in Ferdinand Lips‘ Berufsleben nachgezeichnet.

Barbara Lips, die heute das umfangreiche Lebenswerk ihres Vaters verwaltet, arbeitet als selbständige Kommunikations- und Marketingberaterin im Minenbereich und Kunstsektor.

***********************************************************************************

Interview mit Barbara Lips

Frau Lips, Ihr Vater hat der Nachwelt ein grossartiges Vermächtnis hinterlassen. Mit dem Buch «Die Goldverschwörung» wurde bis dato der Betrachtung des Goldmarktes ein völlig neuer Blickwinkel verliehen. Wissen Sie, wodurch die Idee zum Schreiben dieses Buches entstanden ist?

Barbara Lips: Mein Vater hat sich über Jahrzehnte mit Geschichte und Wirtschaftsfragen beschäftigt. Dies nicht nur theoretisch, sondern er war auch aktiv involviert. Die Ignoranz und Engstirnigkeit mancher Politiker und «Wirtschaftsgrössen» hat ihn immer geärgert. Er hat seine Meinung offen kommuniziert und wurde deshalb häufig kritisiert. So suchte und fand er den Ausweg, durch seine Bücher eine breite Palette von Leuten zu informieren und auf Missstände aufmerksam zu machen.

Gab es beim Schreiben einen Lieblingsplatz, sozusagen als Rückzugsgebiet?

Er war oft in der Toscana. Die Natur, die Ruhe, die Leute und auch die kulinarischen Genüsse haben ihn immer sehr inspiriert. Später wollte er dann im Mesox sein zweites Zuhause einrichten. Aber dazu kam es leider nicht mehr.

Lesen Sie weiter: «Wurde «Gold Wars» von wichtigen Medien totgeschwiegen?»