Lahmes Asset Management? Hedge Funds werden in den nächsten Monaten das höchste Wachstum am Finanzplatz Zürich erzielen. So jedenfalls lautet die Prognose von Basler Ökonomen.
Die Schweiz als weltweiter Hub für den Verkauf von Finanzprodukten: Das ist die Vision, mit der sich der von Finanzkrise und Steuerstreit schwer gebeutelte Bankenplatz neu erfinden will. Dazu lancierten die Schweizer Bankenvereinigung (SBVg) und der Fondsverband (SFAMA) schon vor gut zwei Jahren eigens eine Asset-Management-Inititative.
Deren konkrete Resultate hielten sich – nett ausgedrückt – bisher in eher engen Grenzen. Derweil buhlten Länder wie Irland und Luxemburg aggressiv um Schweizer Fondsanbieter.
Nun gibt es offenbar doch Anlass zu Hoffnung, dass das Asset Management in der Schweiz an Fahrt gewinnt. Sukkurs erhält der Branchenzweig von den Ökonomen des Basler Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Basel Economics.
Das sind die Wachstumsturbos
Diese kommen in der am Dienstag präsentierten Studie «Finanzplatz Zürich 2014/15» zum Schluss, dass insbesondere die Anbieter von «sonstigen Finanzdienstleistungen» – etwa Hedge Funds und Private-Equity-Firmen – in den nächsten Jahren zu den Wachstumsturbos in der Finanzplatz-Region Zürich avancieren werden (Grafik unten: Wachstumsraten Bruttowertschöpfung in Prozent).
«Das stärkste Wachstum wird kurzfristig von der kleinsten Branche des Finanzsektors, den sonstigen Finanzdienstleistungen, erwartet», sagte Martin Eichler, Chefökonom beim BAK Basel an einer Konferenz zur Studie. Für 2015 erwartet er dort Wachstumsraten von 2,4 Prozent, 2016 gar von 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Für die Banken lautet seine Prognose für dieselben Zeitabschnitte 2 und 2,3 Prozent.
Mehr Neugründungen
Grund für den Wachstumsschub sei einerseits das extreme Tiefzinsumfeld, erklärte Eichler. Damit würden risikoarme Alternativen zu Anleihen gesucht. Hedge-Funds, welche die Börsenschwankungen auszugleichen versuchen, könnten da wie gerufen kommen. «Das erhöht die Nachfrage nach den Dienstleistungen dieser Branche gegenüber dem gesamten Sektor überdurchschnittlich», folgerte der Ökonom.
Eine Rolle spiele aber auch, dass gerade Banken sich auf ihr Kerngeschäft konzentrierten und gewisse Finanzprodukte-Sparten abspalten würden. Damit seien mehr Neugründungen von spezialisierten Asset Managern zu erwarten.
Wann die ersten Früchte?
Im gleichen Zug warnte Eichler allerdings vor zuviel Optimismus. Auch mit der Unterstützung aus Pfäffikon (Bild) im Kanton Schwyz – dort sitzen die meisten Hedge-Funds der Region –, werde der Zürcher Finanzsektor voraussichtlich erst im Jahr 2017 wieder die Wertschöpfung von vor der Finanzkrise erreichen (Grafik ganz unten: Anteil am regionalen BIP).
Offen bleibt, wie viel schneller dieses Ziel erreicht würde, wenn die Asset-Management-Initiative dieses Jahr nun erste Früchte tragen würde.