Mittlerweile kursieren zahlreiche Artikel, laut denen man Gold besser aus seinem Investment-Portfolio streichen sollte. Warum? Weil Gold eine Art Religion sein soll oder gar antisozial ist?

Auf der anderen Seite fragen sich viele Blogger und Privatanleger, warum der Goldpreis so gefallen ist und sind der Meinung, dass er nicht hätte fallen dürfen. Es müsse eine Art Verschwörung geben, die dahinterstecke und den Preis nach unten drücke, zumal er auf Grund des vielen Gelddruckens und der schwachen Konjunktur eigentlich steigen sollte.

Aber bei dieser Diskussion geht es folglich immer nur um den aktuellen Preis, anhand dessen Gold entweder im Portfolio enthalten sein sollte oder eben nicht. Und somit werden mehrere Aspekte völlig ausser Acht gelassen, die Gold als Kapitalanlage einzigartig und wertvoll machen.

Sinnvoll oder nicht?

Dieser Beitrag stammt von Miguel Perez-Santalla und Adrian Ash von dem britischen Gold- und Silberhändler BullionVault. Entsprechend sind die Autoren nicht unvoreingenommen. Allerdings gibt es auch Menschen, die grundsätzlich die Meinung vertreten, dass Gold nie das investierte Geld rechtfertigt.

Insofern ist der nachfolgende Beitrag durchaus lesenswert. Im Folgenden wird dargelegt, warum Gold nach wie vor eine sinnvolle Investition darstellt:

1. Gold wirft keine Erträge ab

Welche Rohstoffe Sie auch immer gegen sofortige Bezahlung kaufen, Sie können diese nicht bei einer Bank oder Investmentgesellschaft einzahlen, um darauf Zinsen zu bekommen. Falls Sie eine Anlageklasse suchen, die eine Dividende oder Zinsen abwirft, dann ist Gold nichts für Sie. Gold bietet keinerlei Erträge. Nun, das ist nur zur Hälfte wahr.

Was Gold dem Anleger bietet, ist eine Sicherheit, und zwar die Art Sicherheit, weswegen Menschen auch Versicherungen abschliessen. Es ist die einzige physische Form der Absicherung, die sowohl ein Gegengewicht zu anderen Anlagen wie Aktien und Anleihen darstellt und zugleich selbst ein liquider und leicht zu handelnder Anlagewert ist.

Sicherheitsnetz für andere Anlagewerte

Denn Gold korreliert nicht zu den «Mainstream-Märkten». Das bedeutet, dass die Preisbewegungen unabhängig davon sind, in welche Richtung die Kurse anderer Anlageklassen gehen.

Von daher beabsichtigen die meisten Anleger mit Gold, dass dieses zuerst einmal als Sicherheitsnetz für ihre anderen Anlagewerte fungiert. Dieses Metall hat seinen Wert über Tausende von Jahren hinweg behalten, und daran wird sich auch in den nächsten Tausend Jahren nichts ändern.

2. Gold ist nur so viel wert, wie der nächste Investor dafür zahlt

Die ist eine Aussage, die von Anfang an sehr aussageschwach ist. Es gibt keine Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Güter, die mehr wert sind, als der nächste Käufer dazu zu zahlen bereit ist. Allerdings besitzt Gold etwas, dass die anderen erwähnten nicht haben: Gold ist unkompliziert.
Warum?

Gold unterscheidet sich von anderen leicht zu handelnden Investitionen, weil es einfach eine Sache ist, nämlich ein seltener, reiner und wertvoller Rohstoff, dessen grosser Wert nicht viel Platz zur Aufbewahrung erfordert.

Stabilität und Vernunft?

Dieser Rohstoff hat über Tausende von Jahren hinweg als Geld gedient. In der Tat wurde beim Bretton-Woods-Abkommen nach dem Zweiten Weltkrieg Gold verwendet, um damit auf den weltweiten Devisenmärkten wieder für Stabilität und Vernunft zu sorgen.

Und falls die Geschichte der menschlichen Verwendung dem Gold keinen inhärenten Wert zuweist, warum sollte man dies dann von anderen Vermögensklassen behaupten?

Nie die ganze Wahrheit

Menschen hatten die gesamten Ersparnisse ihres Lebens bei Lehman Brothers. Wieder andere investierten in hypothekarisch gesicherte Wertpapiere oder hatten Argentinien-Anleihen. Und wieder andere hatten ihr ganzes Geld in den Investmentfonds des Grossbetrügers Bernard L. Madoff.

Auch wenn Daten eine Geschichte erzählen, erzählen sie nicht immer die ganze Wahrheit. Es gibt viele Fakten zu Aktien und Anleihen, aber sie sind nie unkompliziert und zu 100 Prozent transparent.

Wie im Fussball

Das ist das Gleiche wie beim Einkauf eines Fussballspielers. Sie haben möglicherweise seine Torergebnisse und können ihn im besten Team der obersten Liga einsetzen.

Dennoch kann es unter Umständen sein, dass er keine gute Leistung bringt, zum Beispiel wegen einer unbekannten Verletzung oder eines Problems auf Grund des Umzugs. Dies ist genauso bei Aktien und Anleihen. Auch wenn wir deren Statistiken haben, so wissen wir nie, wann irgendwelche Probleme auftauchen, auf Grund derer diese Anlageinstrumente versagen könnten.

3. Gold ist keine gute Absicherung – weder für Aktien, noch für Inflation

Jeder, der auf die achtziger und neunziger Jahre verweist und deswegen die Rückschlüsse zieht, dass Gold keine gute Absicherung gegen Inflation ist, verfehlt das Wesentliche.

Man braucht keinen Inflationsschutz, wenn in jedem Jahr die Zinsen für Bankguthaben 5 Prozent über der Inflationsrate liegen, so wie es zumindest bei britischen und amerikanischen Sparen in den vergangenen zwanzig Jahren des 20. Jahrhunderts der Fall war.

Indizes verändern sich

Aber warum ist Gold keine gute Absicherung für Anlagen auf dem Aktienmarkt? Der Vergleich, der hierfür zumeist angeführt wird, ist der mit dem Aktienmarkt insgesamt oder dem Dow Jones Industrial Average.

Es macht nichts, dass sich Gold und Aktien wiederholt über längere Zeiträume hinweg in entgegengesetzte Richtungen bewegten. Man sollte sich hierbei nicht nur auf die Zahlen konzentrieren. Denn die Aktienindizes ändern sich häufig.

Manche Firmen gehen bankrott

Dies gilt auch für den gesamten Aktienmarkt, auf dem die Börsennotierungen von Firmen einfach eingestellt werden, wenn diese Umsatzeinbussen erleiden oder bankrott gehen.

Falls solche Aktien ebenfalls behalten worden wären, würden die Indizes und Veränderungen ganz anders aussehen. Aber auf dem Aktienmarkt von 1989 waren nicht die gleichen Unternehmen gelistet wie später in den Jahren 1996, 2000 oder 2013.

Katastrophale Situationen

Im Gegensatz dazu war das Gold von 1989 das gleiche wie das in den Jahren 1996, 2000, 2013 und sogar 2000 vor Christus. Gold verändert sich nicht, und sein Angebot kann nicht nach Ermessen erweitert (oder reduziert) werden. Das ist der Grund, warum Gold so gut für den Tausch oder Vermögenstransfer funktioniert.

Es besitzt gerade auf Grund seiner dauerhaften, unveränderlichen Eigenschaften Wert. Die weltweite Geschichte hat uns immer wieder gezeigt, dass von allen verfügbaren Vermögenswerten in katastrophalen Situationen nur Gold seinen Wert behält.

Sinnloses Beispiel

Natürlich können Sie auch beim Goldbesitz Geld verlieren, nämlich wenn Sie zu hohen Preisen kaufen und zu niedrigen verkaufen. Aber Sie werden nie alles verlieren.

Man kann leicht einen Chart von jeglichem Aktienmarkt hernehmen und sehen, dass ein Anleger Geld verloren hätte, wenn er zu einem bestimmten Zeitpunkt gekauft und zu einem anderen verkauft hätte. Aber solch ein Beispiel macht keinen Sinn.

Teil einer Anlagestrategie

Denn es zeigt einem individuellen Anleger nicht die Gesamtleistung einer Wertanlage. Vielleicht wurden die Aktien liquidiert, weil das Geld dringend benötigt wurde, um es in eine aufkommende Geschäftsmöglichkeit oder Immobilie zu investieren.

Alle Vermögenswerte, einschliesslich Gold, müssen als Teil einer Anlagestrategie betrachtet werden und nicht als unabhängiger Teil der komplexen und lebenslangen Vermögensverwaltung.

4. Gold ist keine vernunftsorientierte Investitionsentscheidung

Manche Leute verunglimpfen Gold bezüglich seiner wirtschaftlichen Bedeutung als ein Relikt aus der Vergangenheit. Der renommierteste der heutigen Kritiker ist vermutlich der US-Ökonom Nouriel Roubini. Dieser bezog sich wiederholt auf John Maynard Keynes, der in den dreissiger Jahren behauptete, dass Gold ein «barbarisches Relikt» sei.

Andere gehen sogar einen Schritt weiter und sagen, dass die Entscheidung, Anlagegold zu besitzen, «antisozial» sei. Das Argument lautet, dass Gold nicht mehr für den Tausch nötig sei, ebenso wenig wie als Wertaufbewahrungsmittel. Regierungen und Zentralbanken hätten die Notwendigkeit von Gold abgeschafft. Von daher liege der einzige Wert von Gold im Handel von Schmuck und Elektronik.

Als Religion verspottet

Manche Analysten halten Gold für eine Glaubens-basierte Investition und verspotten es als Art Religion. Es gibt sicherlich Menschen, die aus gutem Glauben investieren, und diese vertreten ihre Meinung auch öffentlich, so dass der Eindruck erscheinen mag, dass Goldanleger extrem seien.

Aber das Gleiche könnte auch über die Verteidiger des Dollar gesagt werden. Diese Währung ist nichts anderes als ein Stück Papier, das keinen anderen Nutzen besitzt als der, der ihm von der Regierung zugeschrieben wird.

Flüssiges Metall

Falls Sie einen Dollar-Schein anzünden, wird er zu Asche und vom Winde verweht. Aber falls Sie Gold Feuer mit der richtigen Temperatur aussetzen, so wird daraus ein flüssiges Metall, das nicht nur für die Kunst nützlich ist, sondern ebenfalls für die Elektronik- und Hochtechnologiebranchen.

«Eines Tages könnten wir eine grosse wirtschaftsstarke und florierende Nation werden», schrieb George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, im Zusammenhang mit Papiergeld in einem Brief an Jabez Bowen im Jahr 1787.

Tödlicher Dolchstoss

«Doch sollte es beim Erstreben der Mittel bedauerlicherweise dazu kommen, dass wir über ungedecktes Papiergeld oder andere Arten von Betrug stolpern, so würden wir sicherlich unserem Ansehen bereits einen tödlichen Dolchstoss verpassen, solange es noch in den Kinderschuhen steckt», so Washington weiter.

Papiergeld werde unweigerlich auf die Politik wirken wie Alkohol auf den Körper. «Es wird die lebenswichtigen Organe anfallen und diese am Ende zerstören», sagte Washington.

Groteske Tatsache

Es ist schwierig, für die Menschen an der Macht, diese Wahrheit zu überwinden, die von der gesamten aufgezeichneten Wirtschaftsgeschichte wiedergespiegelt wird. Und es wird sogar noch grotesker durch die Tatsache, dass die Regierungen selbst ebenfalls grosse Mengen an physischem Gold besitzen.

Das moderne System der Zentralbanken, das nun mehr als 100 Jahre alt ist, prägt womöglich diese Wahrnehmung. Allerding waren im vergangenen Jahrzehnt die Zentralbanken selbst bedeutende Käufer des gelben Edelmetalls, vor allem in Asien und anderen Schwellenländern. Und westliche Regierungen haben inzwischen allesamt aufgehört, Gold zu verkaufen.

Chaos führt zu Misstrauen

Warum? Das Wirtschaftschaos verursacht Misstrauen zwischen den Regierungen und Zentralbanken, was dazu führt, dass die Politiker an der Macht nach Möglichkeiten suchen, ihre Position zu stärken. Die Position, die Zentralbanken suchen, um ihre Bilanz zu verbessern und ihren Platz in der Weltwirtschaft sicherzustellen, ist Gold.

Die Dominanz der Vereinigten Staaten wuchs parallel zu ihren Goldreserven. Auf dem Weg zur Marktwirtschaft und mit der Hoffnung, die nächste grosse Weltwirtschaft zu werden, ist es momentan China, dessen Zentralbank massiv ihre Goldreserven ausbaut.

Vor allem ein Rätsel

So wird deutlich, dass Gold für Menschen einen grossen Wert besitzt, der ihm durch die Geschichte und allen Grossmächten heutzutage zugeschrieben wird.

Aber natürlich bedeutet Wert nicht das Gleiche wie Preis. Dies ist vermutlich der Grund dafür, warum Goldanlagen für einige Menschen nach wie vor ein Rätsel darstellen.