Wenn es nach dem bekannten Ökonomen geht, dann kehrt die Welt noch lange nicht zur Normalität zurück. Vielmehr werde sie nun stetig durch Krisen bestimmt.
Zwar scheint die US-Wirtschaft sich langsam wieder zu erholen. Zwar scheint es, als ob Europa das Gröbste überstanden habe und die Schuldenkrise im Griff habe. Auch die Unruhen aus dem arabischen Frühling vor zwei Jahren haben sich mehrheitlich wieder gelegt und die Weltwirtschaft nicht in Mitleidenschaft gezogen. Und dennoch sehen Nouriel Roubini und Ian Bremmer in ihrer Analyse in der Branchenzeitschrift «Institutional Investor» keinen Grund um Aufzuatmen.
Anstatt sich an die neue Normalität zu gewöhnen, solle man viel mehr vom neuen Abnormalen sprechen, raten die Wirtschaftsexperten. Die zentralen Fragen, welche die vergangenen Unruhen erzeugt haben, seien nicht beantwortet worden und nun viel schwerer anzugehen, heisst es weiter. Die Unsicherheit der vergangenen fünf Jahre sei daher nicht verschwunden und führe beinahe zwangsweise in eine neue Krise, folgern Roubini und Bremmer.
Die abnormale Zeit
«Versichern Sie sich, dass Sie gut angeschnallt sind, denn bisher hat sich nichts beruhigt. Wir befinden uns im Neuen Abnormalen, einer Phase, in der jede Marktannahme hinterfragt werden muss und der weise Investor sich auf Überraschungen vorbereitet», warnen die Autoren.
In dieser abnormalen Zeit setzte der globale Schuldenabbau fort, während man sich vor strukturellen Reformen scheut. Dies wiederum führe zu einem schwachen wirtschaftlichen Wachstum und hohen Arbeitslosenzahlen für die vorhersehbare Zukunft, schreiben die beiden Experten in «Institutional Investor».
Warnung vor Emerging Markets
Auch den Emerging Markets geben Roubini und Bremmer grösstenteils schlechte Noten, und zwar aufgrund der schlecht ausgebildeten Institutionen in Politik und Finanz. Der Erfolg der vergangenen Jahre habe Regierungen dazu verführt, wichtige Reformen aufzuschieben, lautet ihr Argument.
Allen voran glauben die beiden Investoren nicht an einen friedlichen Aufstieg Chinas. In mehreren Fällen habe das Reich der Mitte schon die militärischen Muskeln spielen lassen – so beispielsweise mit Japan im Streit um Inseln im ostchinesischen Meer, mit Vietnam und den Philippinen im südchinesischen Meer und mit Indien über die Grenzführung. Hinzu kommen Cyberattacken gegen US-Unternehmen und den Staat.
Silberstreifen am Horizont
Eine noch grössere Gefahr stelle China jedoch nicht wegen der militärischen Macht dar, sondern aufgrund des «ambitiösesten Wirtschaftsreform-Prozesses in der Geschichte», so Roubini und Bremmer in «Institutional Investor».
Demgegenüber stehen jedoch einige Emerging Markets, die aufgrund ihrer demokratisch gewählten Führung und investorenfreundlichen Reformen wenigstens mittelfristig attraktiv erscheinen. Gemäss Roubini und Bremmer sind dies:
- Brasilien
- Chile
- Kolumbien
- Malaysia
- Mexiko
- Philippinen
- Türkei