Kleines Land, kleine Sorgen? Nicht ganz. Ökonomen der Credit Suisse schlüsseln auf, warum die Schweizer Wirtschaft sich so gut schlägt.
Der Schweiz geht es im Vergleich mit einer grossen Anzahl anderer Länder hervorragend. Nur, wie kommt es, dass ein so kleines Land die anderen alt aussehen lässt? Die Credit-Suisse-Ökonomen Oliver Adler und Sara Carnazzi Weber haben die Knackpunkte der Schweizer Wirtschaft untersucht – und räumen mit ein par Vorurteilen auf.
Opfer Internationalen Drucks? Ja, im Grunde. Denn aus Europa und den USA kommen immer mehr Forderungen, das Bankgeheimnis – und damit auch eine ganze Menge Geld – aufzugeben. Zum Teil, so die Ökonomen, sei auch Neid der Grund dafür. Während andere Länder zu kämpfen haben, lasse die Schweiz es sich gut gehen. Doch Nachhaltig schwächen werde das die Schweizer Wirtschaft nicht, schreiben die Autoren. Denn es sei in niemandes Interesse, wenn ein zahlungsfähiges Land schwach werde. «Es gibt noch einigen Verhandlungsspielraum.»
Abhängig von der Weltwirtschaft? Was natürliche Ressourcen angeht, steht die Schweiz nicht besonders gut da. «Wenigstens haben wir frische Luft», so die Ökonomen. Doch was die Schweiz kann: Sich spezialisieren. Und das sei der Schlüssel zum Erfolg. Pharma, Uhren, Luxusgüter – damit mache man sich zu einem wichtigen Global Player.
Zu viele Ausländer? Wenn man nach dem Prozentsatz geht, hat die Schweiz mehr ausländische Einwanderer als die USA. Mehr als ein Fünftel aller Einwanderer hat einen ausländischen Pass. Doch das könne die Politik auch ausnutzen, so die Ökonomen. Man solle von der Zuwanderung profitieren. Durch hochqualifizierte Kräfte, die in Scharen ins Land strömen, tue man das aber sowieso schon.
Zu grosse Banken? Dass man dies als ein Problem wahrnehme, liege vor allem auch daran, dass die Bürger das Gefühl hätten, mit ihren Steuern die Fehler der Institute zu bezahlen. Das Moral Hazard Problem, also das Ausnutzen von Banken der Tatsache, dass sie im Zweifel gerettet würden, macht den Bürgern Angst. Daher müsse der Staat weniger garantieren.
Immobilien: Von der Blase zur Krise? Ewig lange Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen, steigende Preise für Immobilien, immer mehr Bebauung. Die Überhitzung, die in den urbanen Zentren begann, verteilt sich nun immer weiter über das ganze Land. Platzen würde die Blase, so die Ökonomen, wenn das Verhältnis von Einkommen zu Mieten weiter auseinanderklafft. Doch momentan scheint das noch begrenzt. Um eine Krise zu verhindern, müsse man darauf achten, dass die Hypotheken begrenzt bleiben und Besitzer sich nicht zu sehr verschulden.
Zu viel Demokratie? Direkte Demokratie mag gerecht sein, doch Entscheidungen dauern vergleichsweise lange – so die Kritik. Ein System könne sich dadurch nur schleppend ändern oder bessern. Wirklich von der Hand weisen, können die Ökonomen dieses Problem nicht. Doch: Es gebe keinen Beweis, dass direkte Demokratien öfter schlechte Entscheidungen fällen als indirekte.