Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen damit, dass die Abkehr vom Bau von Zweitwohnugen markante Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben wird.
Die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) schreibt in ihrem aktuellen Research-Paper, dass das «Ja» von gestern Sonntag einschneidende Konsequenzen für die meisten touristisch geprägten Gemeinden haben werde.
Gemäss Schätzungen der CS-Experten seien mehr als 550 Gemeinden davon betroffen. Dazu gehören praktisch alle touristischen Gemeinden in den Alpen (siehe hierzu Grafik unten).
In den Kantonen Graubünden und Wallis sowie in den touristischen Regionen im Kanton Waadt und Bern sei künftig nur noch in wenigen Gemeinden – die keine oder kaum touristische Strukturen aufweisen – möglich, eine Zweitwohnung zu erstellen. Die meisten Destinationen mit Fremdenverkehr weisen heute bereits einen Anteil von mehr als die Hälfte auf.
Damit sei der Bau von neuen Zweitwohnungen wohl auf unbeschränkte Zeit verboten, schreiben die Ökonomen.
Run oder Preisrückgang?
Weiter werde die Annahme der Initiative in den wenigen touristischen Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil unter 20 Prozent zu einem verstärkten Bau von Zweitwohnungen und einem Run auf die noch verfügbaren Parzellen führen.
Bestehende Zweitwohnungen dürften wohl kaum noch oder nur zu deutlich höheren Marktpreisen als früher verkauft werden; weiss der Eigentümer doch, dass er nach einem Verkauf kaum mehr die Gelegenheit haben wird, eine andere Zweitwohnung zu erstellen, erklären die Autoren der Studie.
Lokale Nachfrage wird wichtig
Bei den Preisen von bestehenden Erstwohnungen sei dagegen in den kommenden Jahren eher mit tieferen Preisen zu rechnen. War es bisher doch zumeist möglich, die Erstwohnung als Zweitwohnung zu verkaufen.
Diese Möglichkeit fällt nun weg, womit der zu erzielende Preis in Zukunft in erster Linie von der lokalen Nachfrage, die typischerweise über eine spürbar geringere Kaufkraft als die Interessenten von Zweitwohnungen verfügt, bestimmt wird.
Chancen inklusive
Für touristische Gemeinden, die aus den Zentren schnell erreichbar sind, bieten sich aber auch Chancen, glauben die Immobilienauguren der CS. Denn in diesen Destinationen dürfte das Interesse an Erstwohnungen zunehmen.
Um zur Berg-Wohnung zu gelangen, werden einige Haushalte ihren Erstwohnungssitz in die entsprechende touristischen Orten verlegen und ihre bisherige Bleibe zur Zweitwohnung umgestalten.
Noch etliche Knacknüsse
Die Umsetzung der Initiative weise jedoch «etliche Knacknüsse» auf, heisst es schliesslich.
«Allein die Kontrolle darüber, was als Zweit- oder Erstwohnung genutzt wird, ist praktisch unmöglich.» Zudem wäre laut den Experten vorerst eine exakte Zählung der Zweitwohnungen angebracht.