Die UBS hat einen Ersatz für CEO Sergio Ermotti gefunden. Doch wer ist Ralph Hamers, der neue Mann an der Spitze der bedeutendsten Schweizer Grossbank?

Die Frage, ob der holländische Retail-Banken-CEO in Zukunft öfters Krawatten tragen muss – was er bisher geflissentlich vermieden hat – erübrigt sich, als Ralph Hamers die Medienkonferenz am Donnerstag in Zürich betritt. Aber umringt von UBS-CEO Sergio Ermotti und Präsident Axel Weber sind Krawatte und dezentes Hemd wohl unerlässlich. 

Wer ist der niederländische Banker, der sich so schnell in die Gepflogenheiten des grössten Vermögensverwalters der Welt einzupassen weiss?

29 Jahre bei ING

Seine Banker-Karriere begann Hamers nach seinem Master-Abschluss in Ökonometrie und Operations Research an der holländischen Universität Tilburg bereits bei der holländischen Bank ING: 1991 heuerte er als Kundenberater für strukturierte Finanzierungen in der Abteilung Global Clients bei der Bank an.

Nur vier Jahre später folgte die erste Kaderposition, als Hamers Leiter der Media Finance Group wurde, einer Abteilung mit Büros in Los Angeles und Amsterdam, und 1999 die erste Länderchef-Position, als CEO von ING Rumänien und dem ehemaligen Jugoslawien. 2005 wurde ihm die Verantwortung für den niederländischen Heimmarkt übertragen, 2011 leitete er ING in Luxemburg und Belgien, bevor er Mitte 2013 in die Geschäftsleitung des Konzerns einzog und noch im selben Jahr CEO wurde.

Stabsübergabe Ende Oktober

Er wird bis zum 30. Juni dieses Jahres in seiner Rolle als ING-Chef verbleiben, das Tagesgeschäft leiten und mit der Geschäftsleitung zusammen an einem reibungslosen Übergang arbeiten. Und dann kommt er zur UBS und unter die Fittiche des bisherigen CEO Sergio Ermotti, der ihn einarbeiten und ihm mindestens bis zur Stabsübergabe Ende Oktober zur Seite stehen wird.

Auch wenn er eine mehrmonatige Akklimatisierungsfrist erhält, ist es die UBS, die sich schon jetzt warm anziehen kann, denn Hamers – der sich auch gerne als Ralph vorstellt (Video unten) und ein reger Besucher des Weltwirtschafts-Forum (WEF) in Davos ist – kennt man in der Branche als Macher, als Digitalisierer, der auch mal aneckt, sich nicht nur Freunde macht und nicht davor zurückschreckt, viele Tausende Angestellte auf die Strasse zu stellen.

Schwere Versäumnisse gebüsst

Das Anecken hat sich zum Beispiel 2018 gezeigt, als der Vorstand der ING Hamers CEO-Salär um ganze 50 Prozent erhöhen wollte, von 2 auf 3 Millionen Euro, worauf die holländische Politik auf die Hinterbeine stand, Hamers Geldgier vorwarf, bis der Vorstand die Pläne wieder verwarf. Das im selben Jahr, in dem die Bank wegen schweren Versäumnissen bei der Verhinderung von Geldwäscherei nach einem Vergleich mit der niederländischen Staatsanwaltschaft eine Busse von satten 775 Millionen Euro bezahlt hat.

Der Staat warf der Bank vor, ihre Pflichten zur Prüfung von Kunden und Transaktionen dermassen mangelhaft umgesetzt zu haben, dass einerseits Kunden ihre ING-Konten für was auch immer hätten nutzen können, und andererseits Kundengelder zur Geldwäsche missbraucht worden seien. Ausserdem verbot ihr die italienische Zentralbank, in Italien dort neue Kunden anzunehmen, ebenfalls wegen Schlampereien in der Verhinderung von Geldwäscherei.

Bis 2021 rund 7'000 Stellen weg

Hamers hat zwar an seiner Antrittspressekonferenz – neben einem eher missmutigen Ermotti – verkündet, die Digitalisierung an sich sei keines seiner Ziele für die UBS, das Geschäftsmodell der Bank sei solide. Bei seiner eigenen Bank hat er 2016 angekündigt, dass bis 2021 über 7'000 Stellen aufgrund der Digitalisierung gestrichen werden. 2018 betonte er nochmals, dass wegen der digitalen Bedürfnisse der Kundschaft weniger Filialen benötigt werden, und weil man «aus einem Filialmitarbeiter so schnell keinen Datenexperten machen» kann, auch weniger Angestellte.

Hierzulande dürfte er sich aber zumindest zu Beginn noch hüten, das Filialnetz der UBS mit dem Zweihänder zu bearbeiten, nur schon weil er ab Juli auf eine «Tour de Suisse» geht, um die einzelnen Filialen zu besuchen und die UBS kennenzulernen, wie UBS-Präsident Axel Weber an der Konferenz verkündete. Das habe ihm selber, sagte Weber, damals schon sein Vorgänger Kaspar Villiger geraten.

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