Die Grossbanken dieser Welt – inklusive Credit Suisse und UBS – schauen ihren Mitarbeitern immer genauer auf die Finger. Neuerdings beobachtet die britische Barclays sie gar mit einer Art «Blackbox».
Die Investmentbanker der Barclays Bank in London staunten nicht schlecht, als sie unter ihrem Arbeitstisch ein schwarzes Kästchen entdeckten. Später wurde ihnen mitgeteilt, bei der «Blackbox» handelt es sich um ein Gerät namens «OccupEye», das mit Wärme- und Bewegungssensoren ausgestattet ist.
Diese zeichnen exakt auf, wie viel Zeit Mitarbeitende an ihrem Arbeitsplatz verbringen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtete.
Dabei geht es offenbar nicht darum, die Produktivität der Mitarbeiter zu messen, versicherte das Barclays-Management. Die Messwerte würden einzig und allein dafür verwendet, den Bedarf an Büroräumlichkeiten oder den Energieverbrauch zu ermitteln, hiess es weiter. Weiter soll die Auswertung der Daten als Grundlage für die Gestaltung eines flexiblen Arbeitsumfelds dienen.
Weniger Büroräume, weniger Kosten
Ob diese Erklärungen die Gemüter der Investmentbanker besänftigen vermögen, ist zu bezweifeln. Denn die Überwachung lässt sich womöglich mit einem weiteren System kombinieren, das Barclays laut Bericht kürzlich installieren liess. Dieses identifiziert die profitabelsten Kunden und gibt gleichzeitig vor, wie viel Zeit Händler, Analysten oder Verkäufer für gewisse Klienten aufwenden sollen.
Auch die britische Konkurrentin Lloyds setzt auf Überwachung mittels Bewegungs- und Wärmesensoren, wie es weiter hiess. Sie erhoffe sich damit, durch Optimierung des Arbeitsplatzbedarfs jährlich umgerechnet rund 124 Millionen Franken einzusparen.
Barclays und Lloyds sind einer Umfrage zufolge bislang die einzigen, die auf diese Art Überwachungstechnologie setzen. Die britische Tageszeitung «The Daily Telegraph» hat die Geräte nach Protesten seitens des Personals und einer Journalisten-Gewerkschaft wieder entfernt.
Biometrische Sensoren
Doch auch andere Banken und Beratungsunternehmen überwachen ihre Mitarbeiter auf Schritt und Tritt und messen ihre Leistungen. So hat beispielsweise Boston Consulting Group in ihrem New Yorker Hauptquartier ausgewählte Mitarbeiter mit biometrischen Sensoren ausgestattet.
Gemessen wird beispielsweise die Häufigkeit des Austauschs, und mit wem und wo die Unterhaltung stattgefunden hat.
Auch die Credit Suisse (CS) durchleuchtet ihr Personal und hat dafür zusammen mit dem kalifornischen Technologieunternehmen Palantir ein Gemeinschaftsunternehmen namens Signac gegründet. Die Signac-Software versucht, verdächtige Verhaltensweisen aufzuspüren, um so regelwidriges Verhalten frühzeitig zu erkennen.
Abhörspezialisten und Ex-Terroristenjäger
Grossbanken wie die UBS, die Deutsche Bank, HSBC oder J.P. Morgan fürchten mittlerweile die Hand des Regulators so sehr, dass sie sogar ehemalige Terroristenjäger und Abhörspezialisten vom Militär engagieren, um Fehlverhalten von Mitarbeitern noch rechtzeitig aufzudecken.
Und mittlerweile dienen Technologien auch der Selektion, um durchschnittliche Mitarbeiter von den erfolgreichen zu separieren, wie auch finews.ch berichtete.