Die UBS hat sich mit Vertretern des französischen Front National getroffen. Der Finanzbranche droht ein Schreckensszenario.
Während die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) konkrete Massnahmen je nach Ausgestaltung des Brexit prüfen und vorbereiten, geht bereits das nächste Schreckensszenario am europäischen Horizont auf: Ein «Frexit». Der Austritt Frankreichs aus der europäischen Währungsunion und gegebenenfalls auch aus der EU.
Die UBS setzt sich auch bereits mit diesem Szenario auseinander. Dessen Wahrscheinlichkeit ist inzwischen recht hoch, steigen doch die Umfragewerte der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen vom Front National laufend an.
UBS traf sich mit Front National
Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» schreibt, hat sich die UBS mit Vertretern des Front National getroffen, um sich über das Wirtschaftsprogramm der Rechts-Partei und deren Pläne eines Austritts aus der Währungsunion zu informieren.
Die UBS kommentierte das Treffen nicht. Hingegen bestätigte der US-Asset-Manager Blackrock, ein Team von Investmentspezialisten habe sich mit den Wirtschaftsteams der kandidierenden Parteien getroffen.
Ernsthafte Möglichkeit eines Austritts aus der Währungsunion
Es sei das erste Mal überhaupt, dass der Front National von globalen Finanzinstituten wie der UBS kontaktiert worden sei, sagte Le Pens Wirtschaftsberater Bernard Monot zu «Bloomberg». Neben der Schweizer Grossbank und Blackrock haben auch Treffen mit der britischen Barclays stattgefunden.
Die Treffen unterstreichen, wie ernsthaft Bankstrategen sich mit der Möglichkeit eines Wahlsiegs Le Pens beschäftigen. Am kommenden 7. Mai findet die entscheidende Stichwahl statt und Le Pen kommt in Umfragewerten bereits auf 44 Prozent. Die 48-Jährige will in Frankreich nicht nur den Euro abschaffen, sondern auch gleich ein EU-Referendum durchführen.
«Sie wollen Details wissen»
Das sind «Frexit»-Szenarien, welche zunächst das Währungsgefüge gehörig durcheinander wirbeln würden. «Die Banken sehen eine Wahrscheinlichkeit, dass Le Pen die nächste Präsidentin sein könnte und sie führen nun ihre Due Diligence durch», so Front-National-Wirtschaftsberater Monot. «Sie wollen von uns Details wissen».
Die Bankvertreter seien vielfach mit falschen Vorstellung in die Treffen gegangen. «Sie denken, wir wollen alles auf den Kopf stellen.» Dass der Front National aber ein Wirtschaftsprogramm habe, das die Stabilität des Finanz- und Währungssystem zum Ziel habe, habe die Bankvertreter teilweise sogar überrascht.
Ideologisch wie Yanis Varoufakis
Vertreter von Banken sagten zu «Bloomberg», das Wirtschaftsteam des Front National sei durchaus fähig, aber auch sehr ideologisch, ähnlich wie der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis. «Die Ansichten der Partei zum Euro sind zwar radikal, aber möglicherweise auch eine Reflektion davon, in welche Richtung sich der Euro bewegen muss, um zu überleben», sagte Nick Bullman vom britischen Finanzberatungsunternehmen Checkrisk.
Während in der UBS Lobbyisten und Währungsspezialisten das «Frexit»-Szenario wälzen, sind die kommende Präsidentschaftswahl und ein Regimewechsel auch im Hinblick auf die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen mit Frankreich für die Grossbank von hoher Relevanz.
Ein Einfluss auf den Steuerstreit?
Die UBS steht mit Frankreich in einem erbitterten Steuerstreit, der die Grossbank bereits eine Kautionszahlung von 1,3 Milliarden Euro gekostet hat. Französische Medien haben bereits über eine mögliche Bussenzahlung von weiteren 6 Milliarden Euro spekuliert.
UBS-CEO Sergio Ermotti sieht den Steuerstreit mit Frankreich derzeit als das höchste rechtliche Risiko an, mit welchem die Bank konfrontiert ist.