Die Millionen wandern in die Taschen der Bankmanager – und den Verlust tragen die Aktionäre. Diese Feststellung trifft allzuoft zu. Nun zieht ein Zürcher Finanzprofessor einen ungewöhnlichen Vergleich.
Das bedingungslose Grundeinkommen, über das die Schweizer Stimmbevölkerung am kommenden 5. Juni abstimmen werden, ist so definiert: Jeder erhält es, egal ob und was er leistet.
Beispiele dafür gibt es bereits – und zwar in der Schweizer Hochfinanz: Brady Dougan beispielsweise, der ehemalige CEO der Credit Suisse, habe ein bedingungsloses Grundeinkommen kassiert, sagte der Zürcher Professor Marc Chesney (Bild unten) in einem Interview mit der «Handelszeitung».
Vehement abstreiten
Die Aussage ist vielschichtig interessant: Erstens ist Chesney ein profunder Kenner der Finanzwelt, ist der doch an der Universität Zürich Direktor des Departments «Banking and Finance».
Zweitens ist er ein Befürworter der Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Drittens würden Bankmanager wie Dougan vehement bestreiten, dass sie ihre Millionensaläre und -boni «bedingungslos» erwarben – also ohne dafür zu arbeiten und etwas geleistet zu haben.
Chesney meint aber dies: Löhne wie sie Dougan bezogen habe, seien problematisch für die Arbeitsmoral der anderen Mitarbeiter und generell für die Gesellschaft. Auch die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens könne diese negativen Konsequenzen zeigen – wenn sie denn schlecht organisiert sei.
Riesige Entlohnung – schlechte Performance
Die Folgen wären: Falsche Anreize. Damit hat Chesney den gemeinsamen Nenner von bedingungslosem Grundeinkommen und Managerlöhnen genannt.
Wörtlich sagte er: «Zum Beispiel strich Brady Dougan während seiner acht Jahre als CEO der Credit Suisse circa 20 Millionen Franken pro Jahr ein. In dieser Zeit brach die CS-Aktie um über 70 Prozent ein. Ausserdem musste die Bank 2014 in den USA eine riesige Busse von 2,8 Milliarden Dollar bezahlen. Für Dougan war der Millionenverdienst also im Prinzip eine Art bedingungsloses Grundeinkommen: Trotz einer besonders schlechten Performance und einem massiven Verlust für die Aktionäre, hat er diese riesige Entlohnung erhalten.»
Neue Note
Chesneys Aussage ist eine neue Note in der Diskussion um die höchst umstrittene Abstimmungsvorlage – und die hohen Bankmanagerlöhne. Tatsächlich liessen die Vergütungen für Schweizer wie auch ausländische Bank-CEO auch dieses Jahr zahlreiche Aktionäre aufmurren.
Die für sie erbrachten Leistungen – sprich Gewinn und Dividenden – stehen nicht im Einklang mit den Millionen, die in die Taschen der Manager wandern.
So hoch, weil sie so hoch sind
Die global und nicht nur im Finanzbereich bezahlten hohen Managerlöhne können so betrachtet durchaus als «bedingungslos» betrachtet werden: Sie sind so hoch, weil sie es sind.
Eine leistungsbezogene Begründung fällt meistens schal aus, weil sich die Höhe der Saläre und Boni an jener Höhe misst, die schon da war und auch bei der Konkurrenz gilt. So bleibt das Niveau «bedingungslos» hoch wie es ist.
Und dann noch die Transaktionssteuer
Chesney, der Bankprofessor – ein Banken-Provokateur? Auch seine Idee, wie das bedingungslose Grundeinkommen im Gegensatz zum Vorschlag der Initianten (sie wollen eine neue Mehrwertsteuer) finanziert werden sollte, dürfte in der Branche nicht sonderlich gut ankommen.
Der Finanzwissenschafter schlägt eine Mikrosteuer von 0,2 Prozent auf allen elektronischen Zahlungen vor – die ursprüngliche Idee stammt von Felix Bolliger, einem Zürcher Finanzunternehmer. Dass eine solche Steuer ein paar Hedgefonds ins Ausland vertreiben würde, sieht Chesney als potenzielle Folge. Aber es wären wohl solche, die Hochrisiko-Geschäfte betreiben würden.