Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam sprach in Genf über Nachhaltigkeit – und fiel dabei in sein bekanntes Mantra zurück, wie sich finews.ch selber überzeugen konnte.

Eigentlich, liess der Credit-Suisse-Chef das Publikum gleich zu Anfang wissen, habe er ja gehofft, wenigstens für einmal eine Rede auf Französisch halten zu dürfen. Man sei hier schliesslich in der Westschweiz.

Doch wie der frankophone Tidjane Thiam feststellte, war er als Hauptredner an der dritten Ausgabe des Geneva Summit on Sustainable Finance in Genf am Ende gehalten, auf Englisch vorzutragen. Was der gebürtige Ivorer dann vor der bunten Zuhörerschaft aus Wissenschaftern, NGO-Vertretern, Beratern und Bankern mit der ihm eigenen Verve auch tat.

Hartnäckiges Kurzfrist-Denken

Das Thema war mit Nachhaltigkeit im Finanzwesen eigentlich fix gesetzt; dennoch fand der Top-Banker schnell zum Mantra, das er auch an Medienkonferenzen der Credit Suisse (CS) hartnäckig zu wiederholen pflegt.

Nachhaltigkeit im Finanzwesen, stellte Thiam am Dienstagabend in der Rhonestadt nämlich fest, beginne damit, wie die Firmen ihre eigene Strategie umsetzten. Es gehe darum, langfristig stabile Erträge zu erwirtschaften, statt sich vom «hartnäckigen Kurzfrist-Denken» ablenken zu lassen, tönte der CS-Chef vom Rednerpult herab.

«Ich weiss, wovon ich rede»

Einmal mehr spielte Thiam auf den «Longterm-ism» an, mit dem er auch «seine» Bank zu lenken gedenkt. Bekanntlich hat er der CS das Ziel gesetzt, bis 2018 den Vorsteuergewinn zu verdoppeln. Ein ambitiöses Vorhaben, dass angesichts des widrigen Umfelds immer mehr mit Unsicherheiten befrachtet ist, wie finews.ch kürzlich urteilte.

Etwas Bitterkeit klang denn auch mit, als Thiam davon sprach, dass mit Langfrist-Denken kein Beliebtheits-Wettbewerb zu gewinnen sei. «Ich weiss, wovon ich rede», fügte der Grossbanken-Chef an.

Harte Arbeit bei der CS

Entsprechend hart werde bei der CS gearbeitet – und viel Arbeit stehe auch der Finanzbranche bevor, bis diese eine nachhaltige Basis erreichtet habe. Denn dies sei überhaupt die Voraussetzung für den Übergang zu einer «grünen Wirtschaft», wie Thiam auf das eigentliche Thema überleitete.

Die grosse Aufgabe der Banken sei es dabei, das Kapital, dass eigentlich in Hülle und Fülle vorhanden sei, in nachhaltige Kanäle zu lenken. Zur Überwindung jener «Lücke» müssten spezialisierte Instrumente wie Impact Investing, Mikrofinanz oder so genannte Green Bonds forciert werden, fand Thiam.

Auch abends lernen können

Das alles unternehme die CS schon; besonderes Augenmerk werde im Rahmen der Credit Suisse Foundation etwa darauf gelegt, dass talentierte Schüler aus Schwellenländern die Chance zu einer höheren Ausbildung erhielten.

Thiam, der an der Elfenbeinküste aufwuchs, sprach auch hier aus Erfahrung – und berichtete, dass dabei nicht zuletzt in die Infrastruktur investiert werden müsse. «Wenn Schüler in Afrika dank Stromversorgung auch abends lernen können, schneiden sie in Test unmittelbar besser ab.»

Sprung vom Podest

Auch als einer der ersten CO2-neutralen Schweizer Konzerne, als Partnerin der Zürcher Mikrofinanz-Spezialisten Responsability und sogar als Investorin in nach Nachhaltigkeits-Kriterien gebauten Immobilien leiste die CS Pionier-Arbeit, rührte deren Chef weiter die Werbetrommel.

Ganz zum Schluss erwies sich Thiams Auftritt dann eher als flüchtig: So war er bereits mit grossen Schritten vom Podium gesprungen, bevor ihm Universitäts-Professorin Rajna Gibson Brandon noch das vorbereitete Präsent überreichen konnte.