Im Wettlauf um die digitale Brieftasche haben die Banken einen branchenfremden Konkurrenten weniger: Bahnbetreiberin SBB beerdigt ihr Projekt «Wally». Doch damit ist das Rennen noch nicht gewonnen.

Mit den Apps «Tapit» und «Twint» haben bereits zwei Bundesbetriebe digilaten Brieftaschen lanciert: Swisscom und die Post-Tochter PostFinance haben damit im Rennen um den Standard für kontaktlose Bezahlen in der Schweiz die Nase vorn. Ein Konkurrenzangebot des Finanzplatzes, zumal von der Börsenbetreiberin SIX, steht immer noch aus.

Immerhin kommt die nächste E-Wallet für Zahlungen übers Handy nun nicht auch noch von einem Staatsbetrieb. Wie die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) nämlich gegenüber dem Branchen-Portal «inside-it.ch» bestätigten, stellen sie ihr Produkt «Wally» fürs kontaktlose Bezahlen per sofort ein.

Der Bahnbetreiberin war mit Wally eine Lösung zwischen digitaler Brieftasche und Loyalitäts-Programm im Personenverkehr vorgeschwebt.

Twint nun auch in den Bahnhöfen

Angesichts des Starts von Tapit und Twint sowie dem drohenden Markteintritt von Technologie-Schwergewichten wie Apple, Google oder Ebay überlegten es sich die SBB nun anders. «Das Marktumfeld hat sich in den letzten Monaten ausserordentlich dynamisch entwickelt», so die SBB gegenüber «inside-it.ch».

Nun finden die Bundesbahnen, dass in einer strategischen Partnerschaft «Synergien genutzt und Risiken minimiert» werden können. Dazu spannt die Bahnbetreiberin mit der PostFinance-Tochter Twint zusammen; Twint war von PostFinance vor knapp einer Woche lanciert worden, wie auch finews.ch berichtete.

Künftig soll die App nicht nur in Coop- und Digitec-Filialen, sondern auch für Einkäufe in den SBB-Bahnhöfen eingesetzt werden können.

Warten auf den Standard

Auch wenn Twint nun mit den SBB einen gewichtigen Partner gewinnt, ist das Rennen um einen Schweizer Standard im bargeldlosen Bezahlen über Handy immer noch offen. Bezeichnenderweise ist der unter anderem vom Zahlungsabwickler Aduno vorangetriebenen Initiative «Swiss Alps», die eine gesamtschweizerische digitale Brieftaschen anpeilt, der Durchbruch bisher nicht gelungen.