Industrialisierung, Crowd-Lending und Vermögensverwaltungs-Roboter: Eine neue Umfrage zeigt, wie die Retailbanken ihr Geschäft in fünf Jahren sehen.
Das Swiss Banking ist im Umbruch. Das gilt nicht nur für die feinen Privatbanken an der Zürcher Bahnhofstrasse oder im Genfer Quartier de la Corraterie. Sondern auch für die Retailinstitute, die Bankdienstleistungen in die hintersten Winkel der Schweiz bringen. Auch sie bleiben nicht verschont von Margenschwund, Gesetzeswelle und Digitalisierung.
Die Veränderungen sind mit der Finanzkrise vor sechs Jahren richtig ins Rollen geraten. Nun haben die Banken im Rahmen der Retail-Banking-Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen IFZ in die Zukunft geblickt. Das, was in fünf Jahren vermutlich auf die Retail-Häuser zukommt, fasst die Studie in neun Punkte:
1. Beratung bleibt wichtig
Mehr als die Hälfte der befragten Institute ist sich sicher, dass persönliche Kundenberatung mindestens so gefragt sein wird wie heute – trotz Social Media und Digitalisierung.
2. Die Industrialisierung ist unaufhaltsam
Eine klare Mehrheit der Retailinstitute erwartet, dass die Effizienz der Prozesse gesteigert werden muss. Damit reduziere sich die Wertschöpfungstiefe in den nächsten Jahren stark.
3. Virtuelle Banken sind Alltag
Fast zwei Drittel der Befragten glauben, dass sich in der Schweiz mindestens zwei Online-Banken ohne physische Niederlassung etablieren werden.
4. Der Kundenberater ist digital
Das so genannte Personal Finance Management (PFM), das es dem Kunden mittels Software ermöglicht, seine Finanzen zu verwalten, wird in fünf Jahren erwachsen sein. Eine Mehrheit der befragten Institute kann sich vorstellen, dass PFM-Lösungen integraler Teil des Online-Bankings werden.
5. Das Hypothekengeschäft verlagert sich ins Internet
Ganze 79 Prozent der befragten Banken erwarten, dass zumindest 10 Prozent der Hypothekenverlängerungen online abgewickelt werden – wie das IFZ vorrechnet, käme das einem Hypothekenvolumen von 12 Milliarden Franken gleich.
6. Crowdlending kann Bankkredite nicht ablösen
Das so genannte P2P-Lending etwa bei KMU- oder Konsumkrediten mag in den USA ein Schlager sein. Die Schweizer Banken fühlen sich aber (noch) mehrheitlich sicher vor dieser Konkurrenz.
7. Handy-Bezahlsysteme in Geschäften setzen sich durch
Schon jetzt haben einige Retailbanken solche Lösungen am Start. Bis in fünf Jahren rechnet man in der Branche mit einem Durchbruch.
8. Handy-Überweisungen zwischen Privatpersonen (P2P) etablieren sich
Für 59 Prozent der befragten Institute trifft das zu oder eher zu.
9. Die Vermögensverwaltungs-Roboter kommen (noch) nicht
So enthusiastisch sie beim Handy-Zahlungsverkehr sein mögen, ein Grossteil der Schweizer Banken glaubt nicht daran, dass in fünf Jahren ein substanzieller Teil der Anlagevermögen online über Plattformen verwaltet wird.
Die Erhebungen zeigen es deutlich – die Banken glauben an jene Zukunft, für die sie schon im Ansatz Lösungen parat haben. Doch insbesondere mit der Digitalisierung könnten Trends scheinbar aus dem Nichts auftauchen – und disruptiv auf die ganze Branche wirken.