Die Massnahmen der Banken gegen Geldwäscherei und Terrorfinanzierung funktionieren – zumindest dann, wenn es um simple Zahlungsanweisungen und Mini-Beträge geht.
Das Kontrollnetz der Banken zur Entdeckung verdächtiger Transaktionen ist äusserst engmaschig, wie die Zeitung «Nordwestschweiz» am Freitag schreibt. Im Artikel wird erzählt, wie eine Kontoüberweisung eines Betrages von 100 Franken von einer Raiffeisenbank zur Postfinance in der Kontrolle hängen blieb. Grund war der Betreff auf der Überweisung: «Geschenk Amar».
Denn darum handelte es sich: Zwei Freunde legten Geld zusammen, um ein Geschenk für Amar zu kaufen, einen weiteren Freund. Prompt habe sich die Raiffeisenbank gemeldet: Postfinance verlange Vor- und Nachname, Nationalität, Geburtsdatum und Wohnort von Amar. Postfinance werde «den Betrag ohne die genannten Angaben weder retournieren noch dem Kundenkonto gutschreiben».
Vielleicht ist es ein Taliban
Amar ist ein Name afghanischer Herkunft und er ist mehrfach in der Liste sanktionierter Personen und Organistationen des Staatssekretariats für Wirtschaft geführt. Mehrere Taliban-Führer heissen unter anderem Amar. Darum gingen bei der Postfinance die Alarmglocken. Aber auch hunderttausende andere Menschen heissen so und sind gänzlich unbescholten.
Egal, die Banken schauen lieber genau hin. Die «Nordwestschweiz» machte anschliessend einen Selbstversuch: Zwei Redaktoren überwiesen sich gegenseitig 100 Franken mit dem Betreff «Iran» auf dem Einzahlungsschein. Prompt gingen bei den involvierten Banken Credit Suisse und Raiffeisen die Alarm-Glocken los.
Die beiden Redaktoren erhielten umgehend einen Anruf eines Kundenberaters ihrer Bank mit der Bitte nach detaillierten Informationen zur besagten Transaktion. Die Geldinstitute rechtfertigten ihr Interesse gegenüber den Redaktoren mit der rechtlich unsicheren Lage im Zusammenhang mit den internationalen Sanktionen des Westens gegenüber Iran.