Worauf kommt es an, wenn man als reicher Mensch eine Bankbeziehung eingeht oder sie überprüfen will? Ein ehemaliger Credit-Suisse- und Coutts-Mann hat dazu eine umfassende Checkliste veröffentlicht.

Petko bahovskiEr heisst Petko Bahovski und arbeitet als Consultant für die Finanzbranche; andererseits hat er eine zwanzigjährige Erfahrung im Investmentbanking und im Private Banking – auch hierzulande. Unter anderem arbeitete er für ING, Chase Manhattan, J. P. Morgan. In der Schweiz war er zwischen 2008 und 2011 im Private Banking von Credit Suisse tätig; danach arbeitete er zwei Jahre lang für Coutts, wobei er jeweils insbesondere für die Betreuung von vermögenden Kunden aus Osteuropa und Zentralasien zuständig war.

Jetzt wertete Bahovski die Erfahrungen in einem Buch aus: «How To Choose A Private Bank» – ein Werk mit einem programmatischen Titel für suchende Kunden. Tatsächlich beantwortet es die entsprechenden Fragen umfassend, sehr umfassend sogar: Rund 175 einzelne Aspekte und Kriterien thematisiert Bahovski. So etwa:

  • Kann eine Bank massgeschneiderte Angebote für Sie liefern?
  • Ist sie wirklich kundenorientiert?
  • Kennt Ihr Kundenberater Ihre Anliegen und Ihre Situation, wenn Sie anrufen?
  • Ist Real-Time-Reporting möglich?
  • Wird Ihre Anlagestrategie regelmässig beobachtet, gibt es bei Bedarf Anpassungsvorschläge?
  • Entspricht die Risikostruktur Ihres Portfolio exakt dem von Ihnen angegebenen Risikoprofil?
  • Verstehen Sie die Honorarstruktur?
  • Versucht Ihr Kundenberater, auch die Honorare in Ihrem Interesse zu optimieren?
  • Hat die Bank Angebote in Erbfolgeplanung, Steuerplanung, Offhore-Rechtsfragen?
  • Ermöglicht sie Ihnen Videokonferenz-Gespräche?

hotochooseaprivatebankNun wird vermutlich kein Bankkunde alle Aspekte berücksichtigen: Insofern bietet das Buch buchstäblich zuviel des Guten. Und viele Kriterien, die bei einer Auswahl zu beachten sein sollen, wirken denn auch oft lapidar oder allgemein bekannt: Wie steht es um Stabilität und Rating der Bank? Wie ist der Ruf? Bietet sie flexible Lösungen? Bekommt man direkten Zugang zu Anlageexperten?

Insofern kann man sagen: Das Buch dient fast eher als Checkliste für Banken, die sich selber die Qualitätsfrage stellen.

Und natürlich könnte man – trotz der zahlreichen erwähnten Punkte – auch noch den einen oder anderen Aspekt hinzufügen. Eine wichtige (allerdings schwierig zu recherchierende) Testfrage wäre zum Beispiel, wie eine Bank bislang im Konfliktfall reagiert hat: Sucht sie eine einvernehmliche Lösung? Oder betreibt sie «Stonewalling» und rollt ihre Juristen aus?

Testfrage: Was empfiehlt der Kundenberater als erstes?

Zur Ergänzung: Wie wählt man die richtige Privatbank aus? – eine Checkliste dazu veröffentlichte unlängst auch der (inzwischen richtiggehend berühmte) anonyme Blogger von «Banker's Umbrella». Diese Liste umfasste sieben Punkte – darunter bekannte Aspekte wie die Stabilität, die zuständige Jurisdiktion beziehungsweise die Regulierung; aber es gabauch überraschende Ideen wie:

  • Man beachte die Qualität der Treasury-Abteilung: Wieviele Leute arbeiten dort? (zu viele sind verdächtig!) Was tun sie? Wieviele Geschäfte dort laufen auf einer höheren Gruppenstufe? Die Überlegung: Hier werden die Risiken versteckt.
  • Welche Dienstleistungen offeriert eine Bank? Man verlange stets eine offene Architektur – besser noch, man erwarte, dass der Kundenberater von selber darauf zu sprechen kommt.
  • Welche Empfehlungen gibt der Kundenberater ab? Vor allem: Was schlägt er als erstes vor? Wenn einer hier schon mit strukturierten Produkten und Hebelprodukten beginnt, dann könne man gleich wieder alle Brücken abbrechen.

Petko Bahovski, «How to Choose a Private Bank», Zürich 2014.

«Choosing The Right Private Bank: A 7 Point Check-Liste», in: «The Banker's Umbrella»