Neue Fakten zu Hervé Falciani belegen: Der frühere HSBC-Mitarbeiter und dreiste Dieb von Kundendaten handelte aus pekuniären Gründen. In seiner Vergangenheit arbeitete er mitunter als einfacher Kassier, also nicht immer als Informatiker.
Ende 2008 verliess der Italo-Franzose Hervé Falciani (Bild) Hals über Kopf die Schweiz Richtung Frankreich, im Koffer die Namen von 127'000 ausländischen Kunden der HSBC Private Bank in Genf.
Mit seiner Flucht entzog sich Falciani der Verfolgung der Schweizer Justiz, die gegen ihn wegen möglicher Verletzung des Bankgeheimnisses zu ermitteln begonnen hatte.
Klare finanzielle Vorstellungen
Falciani hatte immer wieder erklärt, seine Aktion gelte der Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Doch das Bild des selbstlosen Ritters, das vor allem die ausländische Presse pflegte, erhält zunehmend Risse, wie die Westschweizer Wirtschaftszeitung «L’Agefi» schreibt. Dies belegen drei Dokumente der Bundespolizei, die der Zeitung vorliegen.
Falciani soll zunächst eine Auswahl an vertraulichen Kundendaten dem Bundesnachrichtendienst (BND) übermittelt und damit geprahlt haben, dass er Zugang zu einer kompletten Kundenliste der britischen Bank habe. Dabei sei sich Falciani der Sensibiltät der angebotenen Daten durchaus bewusst gewesen, schreibt «L'Agefi» weiter, denn die Dokumente belegen offenbar, dass Falciani pro Kunde 1'000 Dollar verlangte.
Damit wäre klar: Falcianis Ziel war, mit den entwendeten Kundendaten möglichst viel Geld zu machen.
Kein Informatik-Genie
Falciani sei auch nicht das Informatik-Genie gewesen, das manche Medien in ihm gesehen haben, heisst es in dem Zeitungsartikel weiter. Befragt von der Bundespolizei gab Falciani am 22. Dezember 2008 an, dass er von 1992 bis 2000 für die Société des Bains de Mer in Monaco als Kassierer gearbeitet habe.
Erst im Jahr 2000 sei er von der HSBC in Monaco rekrutiert und 2004 nach Genf transferiert worden. Grund für den Verschiebung: Die HSBC-Niederlassung in der Calvin-Stadt wollte eine Applikation von Monaco übernehmen, weshalb zwei Entwickler – darunter Falciani – nach Genf gesandt wurden.
In der Folge brachte es der Datendieb so weit, dass er in den Jahren 2007 und 2008 von der HSBC Genf fest angestellt wurde.