Ungewöhnliche Entschädigungspraxis für die Reporter bei der Newsagentur «Bloomberg»: Jeder, der die Märkte bewegt, bekommt einen Bonus. Der Schuss kann auch nach hinten los gehen. 

Über Boni der Banker und deren Leistung wird seit Jahren extensiv geschrieben und berichtet. Aber über die Lohnpraxis der Medienunternehmen, die selber darüber berichten, ist bislang wenig bis nichts bekannt. Zum Beispiel die Nachrichtenagentur «Bloomberg».

Sie ist die wohl wichtigste Informationsquelle der Finanzbranche überhaupt. Tausende von Marktteilnehmern rund um den Globus beziehen ihre Informationen über die bekannten Terminals und handeln danach. Bloomberg hat Macht.

Und über «Bloomberg» tritt nun Überraschendes zu Tage: Dort bekommt nämlich jeder Reporter, der die Finanzmärkte irgendwie bewegt, einen Bonus, wie «Business Insider» enthüllt.

Branche zeigt sich überrascht

Wenn also die Geschichten der Bloomberg-Journalisten die Märkte bewegen, dann klingelt bei ihnen die Kasse. «Marktbewegende» Geschichten seien ein Leistungskriterium für den Jahresbonus der Reporter. Dies bestätigen ehemalige Mitarbeiter der Finanzinformationsagentur als auch das Unternehmen selber.

Finanzjournalisten, Banker, Händler oder PR-Profis zeigen sich von dieser Methode überrascht: Das sei keine gängige Praxis in der Finanzbranche, heisst es. Bei der Nachrichtenagentur Dow Jones, die zur Wall-Street-Journal-Gruppe gehört, kommt dies beispielsweise nicht vor.

Falschinformationen liessen Aktie tauchen

Das System hat nämlich auch grosse Tücken. Dies zeigt sich am Beispiel eines Artikels über Wal-Mart. Dieser Bericht über sinkende Verkaufszahlen liess im vergangenen September die Wal-Mart-Aktie um knapp 3 Prozent sinken. Nur: die Meldung war falsch.

Ein Sprecher des amerikanischen Einzelhandelsriesen musste die Falschinformationen über Wal-Mart im Anschluss berichtigen; die Aktie erholte sich wieder (Chart). Ob der Bloomberg-Journalist dafür einen Bonus kassierte, ist nicht bekannt. Aber es ist offensichtlich, dass das Bloomberg-Anreizsystem Reporter dazu verführen kann, ungesicherte Informationen zu «pushen».

wal-mart

Zum zweiten Mal in der Kritik 

Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Nachrichtendienst in der Kritik steht. «Bloomberg» stand auch im Mai dieses Jahres wegen fragwürdigen Umgangs mit Kundendaten unter Druck.

Interne Journalisten konnten damals erkennen, wann ein Nutzer sich an seinem Terminal angemeldet hatte. Sie konnten unter anderem auch sehen, für welche übergeordneten Themenfelder sich der Kunde interessierte, wie unter anderem die «NZZ» im Mai berichtete.